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Gedanken zu Fachmarktzentren

In Gerolzhofen entsteht gerade eine Phantomdebatte. Gegenüber der Go-Kart-Bahn könnte ein Fachmarktzentrum entstehen. Soetwas wie in Volkach: Ein Lebensmittelmarkt, eine Drogerie, ein günstiger Kleidungsdiscounter, ein günstiger Schuhdiscounter und noch 1-2 Geschäfte, alle versammelt um einen großen zentralen Parkplatz.

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Nach meinem Wissensstand als Stadtrat und Wirtschaftsreferent ist da im Moment noch nichts dran außer Gedankenspiele. Es gibt noch keine konkreten Anfragen, es gibt definitiv keinen Bebauungsplan, es wurde kein Land erworben.

Trotzdem gab es bereits mehrere Versammlungen bzw. Einladungen dazu, insbesondere von gerolzhofenAKTIV, dem ich als Gerolzhöfer Gewerbetreibender auch angehöre, und es wird vom Einzelhandelsverband Bayern (dem ich ebenfalls angehöre) ebenfalls sehr intensiv begleitet.

Daher schreibe ich hier meine persönlichen Gedanken zu dem Fachmarktzentrum:

Alles ist eine „Was wäre wenn“-Debatte, die ein fiktives Szenario zur Frage stellt: Was wäre, wenn es in Geo gegenüber der Go-Kart-Bahn ein „Fachmarktzentrum“ quasi identisch wie in Volkach entstehen würde?Bisher sah der Flächennutzungsplans dort die letzten 40 Jahre eine Wohnbebauung vor. Auch die ist nie gekommen ist. Es ist also gut möglich, dass viele Flächen in 40 Jahren dort – trotz nun geändertem Flächennutzungsplan – immer noch Ackerland sein werden.
Für alle folgenden Argumente, Contra wie Pro gilt der beliebte Satz: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ (zugeschrieben Karl Valentin, Mark Twain, Winston Churchill, Niels Bohr, Kurt Tucholsky u. a.)

Es sind Gedankenspiele, wie es mit unserer schmucken Stadt weitergehen könnte.

Ich bin noch zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen, bin aber der Meinung, dass Verhinderungspolitik Gerolzhofen auch nicht weiterbringt.
Hier habe ich diverse Aspekte aufgelistet, die in meine Entscheidung einfließen. Falls ich Aspekte unberücksichtigt habe, mailt sie mir bitte an koch@kk-software.de, dann nehme ich sie hier auf.

Aspekt
Lage -> Ortsbild
Contra Fachmarktzentrum
• Das Ortsbild an der Stelle ist von Dingolshausen kommen sehr schön, man verschandelt sich die Ansicht.
Pro Fachmarktzentrum
• So schön ist die Schnellstraße auch nicht (aber in der Tat wird es mit einer Bebauung – welcher Art auch immer – nicht schöner).

Aspekt
Lage -> Da müsste doch ein Wohngebiet hinkommen
Fakt
• Aufgrund der Emissionen von der Schnellstraße und Go-Kart-Bahn wären die Immissionen zu hoch für ein Wohnbaugebiet. In die Ecke kann de facto nur Gewerbe oder Landwirtschaft ausgeübt werden. Eine neue Wohnbebauung müsste gewisse Abstandsflächen zur Schnellstraße und Go-Kart-Bahn einhalten.

Aspekt
Lage -> andere Stelle
Contra Fachmarktzentrum
• Warum eine neue Ecke aufmachen? Warum nicht in den Norden („Döpfner, Hiestand“), Nordosten („Aldi“) oder Westen („Perner“)
Pro Fachmarktzentrum
• Bisher war es quasi unmöglich, an anderen Stellen an Grundstücke zu ortsüblichen Preisen zu kommen -> nur im Osten besteht die Möglichkeit, überhaupt an Grundstücke zu kommen.
• Unternehmer/Investoren wollen die verkehrsgünstige Lage (direkt an der Ausfahrt, Verkehr vom Steigerwald auf die Schnellstraße nach Schweinfurt) abgreifen.
• Stärkung des Geomaris -> attraktive Verbindung der Achse Ortseingang-Geomaris-Innenstadt
• Gerade die Achse Dingolshausen-Michelau-Geusfeld-Untersteinbach-Steigerwald kann hier vor der Schnellstraßenauffahrt „abgefangen“ werden und ein Teil der Kaufkraft nach Gerolzhofen statt nach Schweinfurt umgeleitet werden.

Aspekt
Lage -> Stärkung der Innenstadt
Contra Fachmarktzentrum
• Wir müssen die Innenstadt stärken.
Pro Fachmarktzentrum
• Wir stärken die Innenstadt! U.a. durch Ausbau Marktstraße, Unterstützung bei der Vermietung von Objekten, Festangestellte Stadtteilmanagerin, Aktionen und finanzielle Unterstützungen im Programm „Soziale Stadt“, Unterstützung bei Außenbestuhlung, kurze Parkzeiten für hohe Frequenz in Geschäften, Kooperation mit gerolzhofenAKTIV usw.
• Das wird ja nicht aufhören, die Innenstadt wird immer Kern unserer Entwicklungen sein.
• Und für eine neue Zielgruppe (die sonst nach Schweinfurt oder Volkach fährt), wird außen ein zusätzliches Angebot geschaffen.

Aspekt
Warum werden fremde anonyme Ketten unterstützt?
Contra Fachmarktzentrum
Die Fachhändler in der Innenstadt sind Gerolzhöfer, die hier das Stadtbild prägen, die Gerolzhofen lebenswert machen, die hier ihre Steuern zahlen, die unsere Gerolzhöfer Vereine unterstützen. Warum stößt man sie vor den Kopf? (Anmerkung: Das halte ich persönlich für das stärkste Argument gegen ein Fachmarktzentrum.)
Pro Fachmarktzentrum
• Das Land gehört Gerolzhöfern, diese haben es in der Hand, wem sie es verkaufen.
• Auch die Ketten zahlen über Umlageverfahren Gewerbesteuer. Ebenso bekommt die Stadt einen Anteil an der Umsatzsteuer von dem Betrieb und der Lohnsteuer und Einkommensteuer, wenn die Angestellten in Gerolzhofen wohnen.
• Es wäre zu begrüßen, wenn keine fremden Ketten kommen, sondern Gerolzhöfer Unternehmen die Flächen im Fachmarktzentrum füllen. Auf der anderen Seite gibt es in manchen Bereichen auch quasi keine inhabergeführten Geschäfte mehr, z.B Drogerien. Hier hatten wir lange die Ketten Schlecker und Ihr Platz.

Aspekt
In der Vergangenheit wurden ähnliche Anfragen blockiert um die Innenstadt zu schützen. Wir haben heute tolle Geschäfte in der Innenstadt. Wie ist die Lage einzuschätzen?
Contra Fachmarktzentrum
• Möglicherweise haben wir diese tollen Geschäfte in der Innenstadt nur, weil der Stadtrat in der Vergangenheit die Innenstadt mit der Blockierung von Entwicklungen im Außenbereich geschützt hat.
Pro Fachmarktzentrum
• Wir haben jetzt im Außenbereich nichts einheitliches (Rewe, Norma und Edeka sind an 3 Standorten verteilt, wobei Rewe und Edeka an den Standorten für die Nahversorgung von Gerolzhofen bzw. Rügshofen sehr gut sind. Insbesondere der Tegut im Gerolzhöfer Süden darf als wichtiger Baustein der Nahversorgung nicht ungenannt bleiben). Der Bereich abseits von Marktplatz und Marktstraße hat eindeutig in den letzten Jahren gelitten, insbesondere in der Schuhstraße, Spitalstraße, Bahnhofstaße und Rügshöfer Straße. An schmerzhaften Verlusten sei zu nennen: 3 Supermärkte: Liebe, Kupsch, Delta, 2 Drogerien: Schlecker und Ihr Platz, 2 Haushaltswaren: Harter und Schuchbauer, 1 Fahrradfachgeschäft: 2-Rad-Haus Ortloff, ein Handarbeitsgeschäft, ein Bekleidungsgeschäft, eine Galerie, ein Geschenkeladen und mehr, sowie reine Standortverluste durch Umzüge (glücklicherweise blieben die Geschäfte erhalten).
• In der Bevölkerung sehen viele die Entwicklung von Einkaufsmöglichkeiten in Volkach, Wiesentheid und ziehen den Vergleich zu Gerolzhofen „hier passiert nichts“. Ein Fachmarktzentrum ist auch ein Zeichen von „in Gerolzhofen ist was los“.

Aspekt
Fachmarktzentrum oder Innenstadt
Contra Fachmarktzentrum
• Das Fachmarktzentrum zieht Frequenz von der Innenstadt ab. Wer da ein Paar Schuhe kauft, kauft sie nicht mehr in der Innenstadt und besucht dabei nicht mehr die Nachbargeschäfte und macht dort keinen Spontankauf mehr.
Pro Fachmarktzentrum
• Umgedreht bringt ein Zentrum neue Besucher nach Gerolzhofen, die sonst gar nicht nach Gerolzhofen gekommen wären.

Aspekt
Ungleicher Kampf
Fakt
• Alle Reden davon, die Innenstädte zu schützen, Würzburg rühmt sich gar damit, kein ECE („Stadtgalerie“) zugelassen zu haben. Aber wenn man sich die Entwicklung der großen Städte in der Umgebung anschaut, sieht man, dass sie im Außenbereich ungehemmt Handelsansiedlungen zulassen (forcieren?), während man von den kleinen Kommunen erwartet, dass sie sich nicht weiterentwickeln.
Als Beispiel sei nur Würzburg in Richtung Estenfeld genannt. Erst die Baumärkte, dann ein IKEA, jetzt neben dem IKEA eine noch größere Fläche für weitere Fachmärkte. Warum dürfen sich die Großen grenzenlos im Außenbereich entwickeln und den kleinen Kommunen die Frequenz wegnehmen?

Aspekt
Die Flächenrentabilität sinkt
Contra Fachmarktzentrum
• Wenn mehr Fläche auf den Markt kommt, sinkt der Umsatz pro Fläche.
• Unternehmen (in der Innenstadt), die ihre Fläche nicht erweitern können, sind im Nachteil.
Pro Fachmarktzentrum
• Schlechte Kennzahl, da der Trend zu großzügigeren Geschäften und mehr Einkaufserlebnis übergeht, die den gleichen Umsatz auf größerer Fläche machen. Natürlich sinkt dabei die Flächenrentabilität, aber der eigentliche Geschäftserfolg bleibt der gleiche.

Aspekt
Die Interessenten sollen in die Innenstadt kommen
Contra Fachmarktzentrum
• Wenn eine Kette nach Gerolzhofen kommen will, soll sie in die Innenstadt kommen, da haben wir Leerstände.
Pro Fachmarktzentrum
• Das wäre in der Tat die beste Lösung. Leider winkt da jeder Investor ab, und wir Konsumenten sind schuld: Jeder will mit dem Auto vors Geschäft fahren (man braucht heute 100+ Parkplätze vorm Geschäft) und jeder will viel Auswahl haben (man braucht heute 800+ m² Fläche im Geschäft). In der Innenstadt haben wir viele schöne kleine Geschäfte und die vielen Parkplätze sind einige Meter Fussweg entfernt.

Aspekt
Konkurrenz verdrängt oder belebt das Geschäft
Contra Fachmarktzentrum
• Konkurrenz von inhabergeführten Einzelhändlern gegen finanzstarke Ketten ist ein ungleicher Kampf und führt zu einem Verdrängungswettbewerb zu Gunsten der Großen.
Pro Fachmarktzentrum
• Sind die Kunden überhaupt die gleiche Zielgruppe? Wir haben sehr hochwertige Geschäfte mit hervorragender Beratung in der Innenstadt, während sich in Fachmarktzentren sehr günstige Ketten mit minimaler Beratung ansiedeln, die ganz andere Käuferkreise ansprechen. Konkurriert ein Fachmarktzentrum nicht viel eher mit den Discountern in Schweinfurt (das wäre dann gut für Gerolzhofen) anstatt mit den Händlern in der Innenstadt?
• Für Kunden kann es attraktiv sein, auch in Gerolzhofen eine Auswahl an ähnlichen Geschäften zu finden und vielleicht deshalb überhaupt erst nach Gerolzhofen zu kommen und am Ende in einem dieser Geschäfte sein Geld zu lassen, das sonst nach Schweinfurt gegangen wäre.
• Es gibt sowieso neue Konkurrenz, und darauf haben wir keinen Einfluss: Das Internet!
Einige (z.B. Computerhandel) haben das früher gespürt: im Geschäft „CIA“ ist ein Paketshop mit drin, und das I in CIA steht für Inspektion: im Name ist Service Programm. Aus meinem alten Unternehmen in letzten Jahrtausend „Arnulf Koch Computer“ (= reiner Handel) wurde K&K Software (= primär Dienstleistungen).
Andere Branchen (Kleidung, Schuhe) merken erst jetzt den Gegenwind aus dem Internet („Zalando“ und Co.), andere erst in Zukunft (Lebensmittel).
Vielleicht macht ein Fachmarktzentrum Gerolzhofen wieder ein Stück attraktiver und hilft gegen die Abwanderung der Kaufkraft ins Internet (vgl. die MainPost-Aktion „Lass den Klick in Deiner Stadt“ Link1, Link2)

Aspekt
Ausblick in die Zukunft – persönliches Fazit
Gedanken
• Alle Diskussionsteilnehmer (Stadtrat, gerolzhofenAKTIV, Unternehmer, Bürger) wollen nur das Beste für Gerolzhofen.
• Leider gibt es keine Garantie, weder dass die Annahmen PRO Fachmarktzentrum eintreten, noch die Annahmen CONTRA Fachmarktzentrum.
• Es gibt keine Garantie, dass eine weitere Protektion der Innenstadt uns vor weiteren Geschäftsschließungen in der Innenstadt schützt.
• So emotional das Thema für einige ist: ich würde es begrüßen, wenn die Gerolzhöfer Stadträte von Gerolzhöfern Unternehmern nicht persönlich beleidigt werden, wenn sie eine Abwägung der Argumente vornehmen und dann eben auch Argumente dabei sind, die für ein Fachmarktzentrum sprechen.

Die Entscheidung als Stadtrat ist sehr schwer:
• Es gibt seitens der Bürger viele Erwartungen für die Entwicklung und Attraktivität von Gerolzhofen im Ganzen -> im Innen- wie im Außenbereich.
• Es gibt seitens der inhabergeführten Einzelhändler zu Recht viele Bedenken für ihr eigenes wirtschaftliches Überleben, im Geld schwimmt leider kein Einzelhändler. Wir müssen um jeden froh sein, der sein Geschäft in Gerolzhofen betreibt und alles tun, um ihm bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
• Wir Stadträte müssen die Aspekte abwägen und dann die bestmögliche Entscheidung für Gerolzhofen treffen.
….wenn denn überhaupt jemals eine konkrete Anfrage kommen wird!

Interview Breitbandausbau

„ein mit Breitband-Internet unterversorgter Ort ist ähnlich unattraktiv, als gäbe es dort keinen Strom.“
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Ich habe Matthias Beck von der Main Post ein Interview zum Thema Breitbandausbau gegeben.
Das ganze Interview könnt Ihr nachlesen unter: mainpost.de/regional/schweinfurt/Breitband-gehoert-heute-zur-Grundversorgung;art769,8295994

Im Juli genehmigte die EU-Kommission das bereits im Januar von der Staatsregierung beschlossene Förderprogramm Bayerns für den Ausbau des schnellen Internets. Es beinhaltet eine Vereinfachung des Verfahrens und eine Erhöhung der Höchstfördersumme für die Kommunen im Vergleich zum davor bestehenden Förderprogramm. Gerolzhofen und die umliegenden Gemeinden nehmen an diesem erneuerten Programm teil oder leiten gerade die Schritte ein, um in das Programm zu gelangen. Das folgende Interview mit Stadtrat Arnulf Koch, einem der Vorsitzenden der K&K-Software AG, greift die Entwicklung zum Thema Breitband in der Region auf.

Frage: Das Internet dringt tief in nahezu alle Lebensbereiche ein. Welche Internetdienstleistungen könnten Verbraucher aufgrund einer niedrigen Übertragungsrate nur umständlich beziehungsweise eingeschränkt nutzen?
Arnulf Koch: Vor allem die jüngeren Nutzer erwarten schnelle Internetübertragungsraten, um an Social-Media-Kanälen teilzunehmen. Dabei steht insbesondere das Teilen eigener Inhalte wie Fotos und Videos im Vordergrund. Diese weisen sehr hohe Datenmengen auf und benötigen daher eine leistungsstarke Übertragungsrate. Weiterhin verschiebt sich der Bereich des Fernsehens zunehmend ins Internet, weshalb der Netzausbau gerade für das HD-Streaming notwendig ist. Zudem sind Cloud-Dienste wie Dropbox, mit denen man Daten im Internet aufbewahren und teilen kann, ein stark genutzter Trend.

Frage: Das derzeit laufende Förderprogramm richtet sich gleichermaßen an Haushalte und Unternehmen. Ursprünglich war es als Wirtschaftsförderprogramm gedacht. Wie wichtig ist eine schnelle Internetverbindung für die Entscheidung eines Unternehmens, einen bestimmten Wirtschaftsstandort zu favorisieren?
Koch: Unternehmen erwarten, schnelles Internet vorzufinden. Eine schnelle Übertragungsrate ist für die Standortwahl genauso wichtig wie eine günstige Lage oder eine gute Verkehrsanbindung. Im Geschäftsleben sind deutlich mehr Prozesse digitalisiert als früher. Die Palette reicht von der Anbindung von Heimarbeitsplätzen über die Kommunikation mit Kunden und Lieferanten bis hin zu Steuervoranmeldungen für das Finanzamt.

Frage: Welche Branchen kämen dafür in Frage?
Koch: Mittlerweile kommen dafür ausnahmslos alle Branchen in Frage: Vom kleinen Handwerksbetrieb bei dem sich der Inhaber nach Feierabend von zu Hause aus in den Firmenrechner einwählt, um Rechnungen zu schreiben, bis hin zu Großbetrieben, die rund um die Uhr ihren Service im Internet anbieten.

Frage: Inwieweit könnten Gerolzhofen und die umliegenden Gemeinden vom Breitbandausbau profitieren?
Koch: Der Breitbandausbau ist eine Voraussetzung dafür, um auf Augenhöhe mit größeren Städten agieren zu können. Bei der Standortauswahl ist ein mit Breitband unterversorgter Ort ähnlich unattraktiv, als gäbe es dort keinen Strom. Breitband gehört heute genauso zur Grundversorgung wie ein Strom-, Straßen-, oder Wasseranschluss.

Frage: Ist der Breitbandausbau auf dem Land lukrativ für die Netzbetreiber?
Koch: Vor der Privatisierung musste die Post jeden Haushalt anschließen. Heute erfolgt der Ausbau nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Schnelle Internetleitungen kommen heute zunächst dort in Frage, wo viele Menschen auf engem Raum leben. Mit der Verlegung eines einzigen Kabels in ein städtisches Hochhaus können mehr Kunden angebunden werden, als so mancher Ortsteil Einwohner hat. Daher sind viele Gemeinden in der misslichen Lage, entweder auf Breitband zu verzichten oder selbst die höheren Kosten für den Ausbau zu tragen. Dafür gibt es das Förderprogramm des Freistaats, das von diesen Kosten rund 80 Prozent übernimmt. Nur so können wir uns als Stadtrat Gerolzhofens den Breitbandausbau überhaupt leisten.

Frage: Vor welchen technischen Herausforderungen stehen die Netzbetreiber?
Koch: Zunächst muss eine Gemeinde mit Glasfaserleitungen angebunden werden. Dann müssen die einzelnen Verteilerkästen in den Ortschaften mit Glasfaserleitungen an den Hauptverteiler im Ort angebunden werden. Schließlich müssen die einzelnen Verteilerkästen auf die neue VDSL-Technik umgerüstet werden. Alle diese Bestandteile verursachen relativ hohe Kosten im Hinblick auf Streckenlänge, Tiefbaumaßnahmen und Hardware.

Frage: Das Förderprogramm fordert einen technologieunabhängigen Ausbau. Oft hört man allerdings, dass Glasfaser die Zukunft darstellt. Welche Stärken und Schwächen weisen die anderen Technologien auf?
Koch: Funklösungen stellen den kostengünstigsten Einstieg in Breitband dar, da die kostenintensive Erneuerung der Unterverteilung entfällt. Beispielsweise müssen keine Erdbauarbeiten zum Verlegen neuer Leitungen ausgeführt werden. Allerdings sind Funklösungen sehr störungsanfällig. Zudem bieten sie im Vergleich zu jeder Kabellösung nur sehr geringe Bandbreiten, da sich alle Teilnehmer in einer Funkzelle die Bandbreite von heute bis zu 50 Megabit pro Sekunde teilen müssen. Bei Kupferkabellösungen kann die vorhandene Infrastruktur der Hausanschlüsse ohne Aufrüstung genutzt werden. Dennoch sind die Bandbreiten begrenzt und abhängig von der Leitungslänge bis zum Verteilerkasten. Hier sind heute maximal 50 Megabit pro Sekunde verfügbar. Das hochwertigere Koaxialkabel der Kabelnetzbetreiber weist mit heute 100 Megabit pro Sekunde mehr Reserven auf als das Kupferkabel des Telefonanschlusses. Allerdings bieten die Kabelnetzbetreiber nur eingeschränkt nutzbare Firmentarife. Beispielsweise kann man keine feste IP-Adresse buchen.

Frage: Was sind dann die Vorteile von Glasfaser?
Koch: Glasfaser ist sehr unempfindlich gegenüber Störungen und bietet enorme Leistungsreserven. Die beste Lösung wäre Glasfaser bis ins Haus. Hierbei gibt es bereits Angebote von bis zu 1000 Megabit pro Sekunde. Eine einzelne Glasfaser kann problemlos 40 000 Megabit pro Sekunde übertragen und ist damit eine sehr zukunftsweisende Technologie. Diese Leistung erreicht sie auch über eine Reichweite von über 40 Kilometern, während die vorgenannten Lösungen nur Reichweiten von einigen 100 Metern aufweisen. Im Forschungsbereich liegt die Leistung einer einzelnen Glasfaser bei 84 000 000 Megabit.

Frage: Der derzeit in ländlichen Gebieten vorangetriebene Breitbandausbau sieht nur in Einzelfällen eine Verlegung von Glasfasern bis ins Haus vor. Die meisten Leitungen führen nur bis zu den örtlichen Kabelverzweigern. Ist ein vollständiger Ausbau zeitlich und finanziell absehbar?
Koch: Bei Kupferkabeln kann die vorhandene Infrastruktur mitgenutzt werden, insbesondere die einzelnen Leitungen vom Unterverteiler bis in jedes Haus. Bei Glasfaser muss jedes Kabel neu verlegt werden, was sehr hohe Tiefbaukosten nach sich ziehen würde. Weiterhin ist Glasfaserkabel in der Herstellung aufwändiger und teuerer als Kupferkabel. Daher werden zunächst nur die Verteilerkästen mit Glasfaser angebunden, um dort die notwendigen Übertragungsraten gewährleisten zu können. Die Anbindung ins Haus erfolgt über die vorhandenen Kupfertelefonleitungen. Ein vollständiger Ausbau von Glasfaser bis ins Haus ist auf dem Land aufgrund der höheren Kosten auch auf längere Zeit hin nicht absehbar, wäre aber natürlich wünschenswert.

Frage: Wenn die Glasfaserleitungen verlegt sind, wie wird sich ihrer Ansicht nach die DSL-Infrastruktur weiterentwickeln?
Koch: Nach Abschluss des Förderverfahrens sollen die Gerolzhöfer Haushalte flächendeckend mindestens 50 Megabit pro Sekunde Bandbreite erhalten. Im Bereich des Kabelnetzes sind jetzt schon 100 Megabit pro Sekunde möglich, was aus eigener Erfahrung sehr gut funktioniert. Auch weiterhin dürften sich die Bandbreiten in Gerolzhofen aufgrund der technischen Entwicklung steigern. Für das Jahr 2019 werden für das Kabelnetz in Bayern 600 bis 800 Megabit pro Sekunde versprochen. VDSL soll im gleichen Zeitraum auf 100 Megabit pro Sekunde ausgebaut werden. 

Krautreporter

Ich hätte ja nicht mehr erwartet, dass Krautreporter die 15.000 Unterstützer findet, jetzt am letzten Tag haben sich noch mal viele aufgerafft und dem Projekt so zu einem erfolgreichen Ende (bzw. zu einem kommenden Anfang) verholfen.
Herzlichen Glückwunsch!
Ich war ziemlich am Anfang dabei (am Morgen des ersten Tages als es 250 Unterstützer gab), da die Netzgemeinde zeigen muss, dass sie mehr kann als nur Online-Petitionen anzuklicken oder Twitter-Shitstorms zu befeuern.
https://krautreporter.de/das-magazin

Eine andere Crowdfunding-Beteiligung ist ebenfalls erfolgreich gestartet und gerade in der Entwicklungsphase: Vor einem Jahr habe ich Star Citizen mit unterstützt (der Macher von „Wing Commander“ und „Freelancer“ bringt einen Crowd-finanzierten Nachfolger raus), die Tage kam die erste Alpha-Version, aber die endgültige Version wird irgendwann 2015 erscheinen:
https://robertsspaceindustries.com/
https://www.youtube.com/user/RobertsSpaceInd/

Breitbandausbau in Bayern

Es tut sich was an der Bayerischen Breitbandfront:
BAYERISCHER IT-GIPFEL: Kabel Deutschland verspricht Internet mit 800 MBit/s„: golem.de/news/bayrischer-it-gipfel-kabel-deutschland-verspricht-internet-mit-800-mbit-s-1405-106372.html

Und die Telekom hält dagegen: „Die verbreitete Ansicht, dass „Landbewohner beim Netzausbau der Telekom“ benachteiligt würden, entspreche „so allerdings nicht der Wahrheit“„: golem.de/news/breitband-telekom-verteidigt-sich-gegen-kritik-am-netzausbau-1405-10636

Und sie hat recht: Natürlich benachteiligt die Telekom die Landbewohner NICHT beim Netzausbau: Kaum überweist man der Telekom als Kommune Beträge im 6- bis 7-stelligen Bereich, schon baut sie das Netz auf dem Land aus (oder wofür haben wir viel Geld in den Stadthaushalt gestellt?).
Und auf was baut die Telekom aus? Auf ihr Top-Produkt VDSL 50 Mbit.

PS: Dieses Posting wurde von einem 100-MBit-Kabel-Deutschland-Internetzugang verfasst 😉

PPS: Solange Kabel Deutschland keine festen IP-v4-Adressen anbietet, kommen Unternehmen auf dem Land leider nicht um die Telekom herum 🙁

Konstituierende Stadtratssitzung 2014

Wir hatten gestern die konstituierende Sitzung des neuen Gerolzhöfer Stadtrates.

Das war auch für mich eine Premiere: Meine erste Sitzung als CSU-Stadtrat.

Für mich persönlich ergaben sich dabei eine Reihe von neuen Ehrenämtern:

  1. Ich wurde von meiner Fraktion als Fraktionsvorsitzender gewählt, ich durfte also gleich für unsere Fraktion sprechen und unsere Positionen vortragen und begründen.
  2. Ich wurde (wie bisher) in diese 3 Ausschüsse gewählt:
    1. Haupt- und Finanzausschuss
    2. Rechnungsprüfungsausschuss
    3. Ferienausschuss (leider geht es da nicht um Ferien, sondern im Gegenteil: In den Sommerferien gibt es keine Stadtratssitzungen und wenn doch Entscheidungen anstehen, tagt der Ferienausschuss als „kleine Stadtratssitzung“ und fällt die notwendigen Entscheidungen).
  3. Ich wurde zum Vorsitzenden des Rechnungsprüfungsausschusses gewählt.
  4. Ich wurde zum Referenten für Wirtschaft & Breitband gewählt.

Leider ist die konstituierende Sitzung immer eine sehr kontroverse Sitzung, da hier an der ersten Sitzung der Legislaturperiode alle Ämter und Aufgaben vergeben werden, aber sich die Stadträte in der Konstellation vorher noch nie getroffen und zusammen eingelebt haben und gleich so harte Entscheidungen treffen müssen.

Keine Fraktion hat eine Mehrheit und es für jede Aufgabe (insbesondere die stellvertretenden Bürgermeister und die verschiedenen Referenten) gibt es jeweils mehrere gute Kandidaten aus den verschiedenen Fraktionen.

Vor 6 Jahren hatte sich in aller Stille eine Mehrheit aus Freie Wähler, SPD und Republikaner im Stadtrat gebildet um einen 2. Bürgermeister durchzuboxen. Dieses Mal gab es vorher sehr offene, aber auch sehr kontroverse Gespräche zwischen allen Fraktionen um die Besetzung der verschiedenen Referenten. Interessant ist, dass es das letzte Mal offenbar OK war, die CSU herunter zu stimmen, aber wenn jetzt gestern eine große Übereinstimmung zwischen den Vorstellungen von CSU und SPD vorhanden war (die zusammen 7+4 = 11 von 20 gewählten Stadträten stellen, also auch weit von einer großen Koalition sind), dann sehen andere Fraktionen die gute sachorientierte Zusammenarbeit im Stadtrat in Gefahr.

Ich denke gestern hat sich einfach der neue Stadtrat konstituiert und ab jetzt werden alle Stadträte wie bisher auch gemeinsam und über die Fraktionen hinweg daran arbeiten, das Beste für Gerolzhofen zu erreichen.
Ich freue mich auf die nächsten 6 Jahre im Stadtrat.

Mainpost: Erste Betriebe kehren Stadt den Rücken

In der Mainpost ist dieser Artikel erschienen: http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Erste-Betriebe-kehren-Stadt-den-Ruecken;art769,8095700

Natürlich ist es eine romantische Vorstellung einiger Stadträte und Bürger, dass wenn Unternehmen Fläche A haben wollen, wir ihnen nur Fläche B anbieten, weil das vor 20 Jahren mal besser gepasst hat. Aber die bittere Wahrheit ist: Niemand ist heute auf eine bestimmte Stadt angewiesen. Wenn ein Angebot nicht passt, eine andere Gemeinde macht ein passendes Angebot und schon ist das Unternehmen weg – für immer.
Und da hängt ja viel dauerhaftes dran: Die Gewerbesteuer fehlt, die Arbeitsplätze fehlen (die auch die Wohnstadt mit kurzen Wegen zur Arbeit attraktiv machen), für Angestellten ziehen dem Unternehmen hinterher, die Umlage von Lohnsteuer und Umsatzsteuer fehlt (ca. 1/3 dieser Steuereinnahmen fließen an die Wohngemeinde), die Nachfrage in anderen Geschäften sinkt, usw.

Wir müssen alles tun, um attraktiv für Gewerbeansiedlungen zu sein (und da zählen auch die Grundstückseigentümer dazu). Und als Stadtrat sehe ich die Aufgabe, dass wenn große Nachfrage nach Fläche A da ist (die niemals Wohngebiet wird), während Fläche B nicht nachgefragt wird, dass man eben Fläche A als Gewerbegebiet ausweist.

Und der Witz ist: Viele wollen keine neuen Gewerbegebiete ausweisen, keine Flächen zu angemessenen Preisen verkaufen (ist beides grundsätzlich deren gutes Recht), aber sich dann beschweren, dass in Gerolzhofen zu wenig los ist und sich andere Städte besser entwickeln.

Daher stimme ich auch dem neuen Flächennutzungsplan zu, der in dem Artikel angesprochene Flächen als Gewerbefläche ausweist und so die Attraktivität von Gerolzhofen stärkt und auch kurzfristig Gewerbeerweiterungen mit sich bringen wird.

Fuchs Tomaten Gewürzsalz

Zu Tomaten oder Avocado nehme ich gerne das „Fuchs Tomaten Würzsalz“.
Aber irgendwie schmeckt das in letzter Zeit langweiliger/weicher/glattgebügelter und die Schärfe/Würze ist weg.
Und tatsächlich: Die Hauptzutaten waren früher „Salz + Gewürze“, jetzt sind es „Salz + Zucker“. Ansonsten sieht die Verpackung aber 100% identisch aus, nur die Zutatenliste ist anders.
Und früher waren nur Gewürze drinnen, jetzt ist „Aroma“ dabei (und vermutlich der Hauptgeschmackträger).
Von einem Gewürzhersteller erwarte ich eigentlich, dass er seine Gewürze mit Gewürzen und nicht mit Aromen komponiert 🙁

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Eine Woche Ehrenamt in der Praxis

Ich rede ja nicht so viel über meine Ehrenämter (ich lebe lieber das Motto „Taten statt Worte“), aber wenn man meine Homepage liest, ist da unter blog.arnulf-koch.de/ehrenaemter/ ziemlich viel aufgeführt. Wie sieht das in der Praxis aus? Das war diese Woche ehrenamtlich los:

  1. So. 16.02.: Theorieunterricht „Meteorologie III“ in Kitzingen für Flugschüler vom Luftsportclub Kitzingen e.V.
  2. Mo. 17.01.: öffentliche und nichtöffentliche Stadtratssitzung in Gerolzhofen
  3. Di. 18.02.: Sitzung des Stiftungsrates der Bürgerstiftung Gerolzhofen
  4. Mi. 19.02.: Vorstandssitzung des Erich Kästner Kopernikum e.V. im Oberschwarzach mit der Finanzplanung für 2014
  5. Do. 19.02.: Planung des Kunstfluglehrganges des Fördervereins Segelkunstflug Bayern e.V. im August in Schweinfurt
  6. Fr. 20.02.: Beiratssitzung des Rotary Distriktes 1950 in Schweinfurt

Zum Glück ist das nicht jede Woche so heftig, ich habe auch noch Zeit für meine Frau 🙂