Vielen Dank an Bernhard Kulisch, dass er für die Laudatio von Stuttgart nach Altenburg gekommen ist.
Das hat mir sehr viel bedeutet.
Ich war 10 Jahre als DICO (Distrikt Internet Communication Officer) im Rotary Distrikt 1950 (Westliches Franken und Thüringen mit 66 Rotary-Clubs) aktiv und habe das Ehrenamt letztes Jahr an meine Nachfolger übergeben.
Wir haben in den 10 Jahren ein bundesweites Onlinesystem zur Mitgliederverwaltung, Planung und Kommunikation designt, aufgebaut und in allen 1030 deutschen Rotary-Clubs eingeführt. Das war ein spannendes IT-Projekt, aber noch besser war die Zusammenarbeit mit vielen tollen Persönlichkeiten, die das alles ehrenamtlich konzipiert, organisiert, ausgerollt und supportet haben. Angefangen von Herwig Niggemann, Bernhard Kulisch, Frank W. Tag, Michael Rex, Jan Mittelstaedt und viele andere.
10 Jahre waren eine ordentliche Zeit. Ich hätte es gerne weitergemacht, aber der Zeitbedarf hat sich mit meinen anderen Ehrenämtern überschnitten und zusammen mit einer ordentlichen Stadtratsarbeit war das nicht mehr zu leisten.
Hier der Zeitungsbericht der Verabschiedung und Ehrung:
In der zusammenfassenden Berichterstattung ist diese Verkürzung noch akzeptabel, aber der hinter meiner Aussage stehende Gedanke war und ist mir wichtig, daher will ich ihn hier noch mal wiedergeben:
Um das Eintreiben ging es mir nicht. Meine Aussage war sinngemäß, dass hier eine Umverteilung von der kommunalen Staatsebene zum Bund und zum Land hin stattfindet, obwohl Bund und Land im Geld schwimmen, keine neuen Schulden aufnehmen, sogar ihre Schulden zurückzahlen, während uns in den Kommunen das Wasser bis zum Hals steht.
Aber gerade wir Kommunen sind es, die die praktischen und erfahrbaren Dienste für den Bürger anbieten. Z.B. haben wir unser Schwimmbad Geomaris für rund 10 Mio € renoviert und mussten ein Großteil über neue Schulden finanzieren. Und jetzt müssen wir bald für weitere Teile unserer Dienstleistungen Umsatzsteuer abführen, also werden hier 16% unserer dann umsatzsteuerpflichtigen Einnahmen entzogen (oder wir müssen die Preise für den Bürger um 19% anheben) und dieses Geld von den armen Kommunen bekommt das reiche Land oder der reiche Bund. Das habe ich als „absurd“ und „unbefriedigend“ bezeichnet.
Das war der Kern meine Aussage (ich hatte noch ein Beispiel vom Geomaris genannt, da wurde für einen Teil der Leistungen ein höherer Umsatzsteuersatz fällig, wir haben ihn bisher nicht auf die Eintrittspreis umgelegt, also erhöht sich das Betriebsdefizit entsprechend. Wir haben die Mehrkosten, was in Gerolzhofen meistens 1:1 Mehrverschuldung bedeutet und Bund+Land bekommen das Geld von unseren Schwimmbadbesuchern).
Ich habe gerade mal nachgeschlagen, wie die Umsatzsteuer verteilt wird:
53,9 % bekommt der Bund
44,1 % bekommt das Land
2,0 % bekommt die Kommune
Also eine weitere Umverteilung von unten nach oben, während wir als Kommune immer mehr Aufgaben bekommen, für die wir keinen finanziellen Ausgleich bekommen. Z.B. geben wir neuerdings irrsinnig viel Geld für ein Baumkataster aus. Muss halt jetzt gemacht werden und wir als Kommune müssen schauen, wie wir es finanziert bekommen.
PS: Zur Kommune zählen auch der Landkreis, der in Gerolzhofen z.B. die Geomed-Klinik, die Realschule oder die Kompostanlage betreibt: Knapp die Hälfte unserer Einnahmen müssen wir als Kreisumlage abführen, unser Kämmerer hat ausgerechnet, dass wir von 1 Mio € Gewerbesteuermehreinnahmen – eine Steuer, die eigentlich den Kommunen zufließt – nur ca. 35%, also 350.000 €, für unseren Haushalt einplanen können, und den Rest verlieren wir durch die Kreisumlage und durch infolge der Mehreinnahme sinkenden Schlüsselzuweisungen.
Vielleicht habt Ihr es mitbekommen: Über „irgendwelche“ Wege werden komplette Surfprofile von Benutzern erstellt und kommerziell vermarktet.
Es gibt also kommerzielle Anbieter, die eure komplette Browserhistory (incl. allem peinlichem) zum Verkauf anbieten.
Hier hat der NDR mit einer Scheinfirma ein Test-Paket angefordert, und es wurde ihnen mal eben als Auszug aus den Verkäufer-Datenbanken 3 Millionen Profile übermittelt. Wenn diese Händler mal eben so 3 Mio Profile als Testdaten rausschicken können, muss man wohl davon ausgehen, dass sie wohl Profile annähernd aller Internetbenutzer besitzen. http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/Nackt-im-Netz-Journalistenprofile-im-Verkauf,nacktimnetz108.html
Wie kann man Surfprofile Personen zuordnen?
Wenn ich als Werbetreibender, Hacker o.ä. auf die Browserinteraktionen Zugriff habe, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, aus den Browserdaten automatisiert die echten Personendaten zu erschließen: weil man sich zum Beispiel in einem Sozialen Netzwerk wie Facebook mit seinem echten Namen anmeldet, oder weil man in Online-Shops seine echte (Liefer- oder Rechnungs-) Adresse eingibt. Schon ist dem Browserverlauf eine echte Person zugeordnet.
Wie kommen Dritte an meinen Browserverlauf?
Es gibt zwei Wege: Den „nackten“ Browserverlauf kann man von außen mit Tracking-Cookies verfolgen.
Der „angereicherte“ Browserverlauf (der auch Inhalte wie eingegebene Daten auslesen kann), kann im Browser mit Addons abgezogen werden. Andere Wege wie gehackte PCs, Viren, aber auch Schutzmodule der Virenscanner will ich hier nicht behandeln.
Fangen wir beim „nackten“ Browserverlauf an.
Wegen des lokalen Bezugs und weil ich zahlender Kunde der Main Post bin, schaue ich mir diese Website mal genauer an. Ich lese sie sehr gerne online, weil es schneller und praktischer ist. Die Webseite ist auch gut gemacht, der Deep-Link zu den Gerolzhöfer Nachrichten http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/gemeinde.=97447-Gerolzhofen/ liefert mir genau, was ich lesen möchte.
Jetzt ist die Frage: Bin ich Kunde der Main Post oder bin ich Produkt für die Werbekunden der Main Post?
Hmmm, die Homepage MainPost.de bekommt bei meinem Aufruf (18.11.2016 17:05 Uhr) offenbar von 8 Parteien Geld oder andere Vorteile, nämlich von mir plus von diesen 7 Werbe- bzw. Trackinganbietern:
Dass mir die Main Post Werbung zeigen will ist OK, und manchmal kann die Werbung auch interessant sein. Aber warum zum Teufel verkauft die Main Post mein Surfprofil an 7 unterschiedliche Unternehmen?
Wessen Interessen stehen da im Vordergrund? Und kann die Main Post überhaupt garantieren, dass dort keine schädliche Software dabei ist? Zumal Werbung neue Werbetracker nachladen kann – und dann auch noch ganz viele andere Skripte und Inhalte von anderen Servern nachgeladen werden, und jeder kann mich tracken.
Schalte ich den Werbefilter aus, greift mein Browser zusätzlich zu mainpost.de noch auf diese 32 Domains zu (18.11.2016 17:15 Uhr):
Jeder dieser 32 Server ist per se erst mal nicht vertrauenswürdig. Denn jeder dieser Server kann Sicherheitslücken haben und neben Trackingfunktionen auch Schadsoftware ausliefern. Viren, Würmer und Verschlüsselungstrojaner werden immer wieder über Werbung ausgeliefert: Wenn ich als Virenprogrammierer 0,30 € für einen Werbeklick zahlen muss, aber dann vom User 500 € fürs Entschlüsseln seiner Daten verlangen kann, ist das doch in Ordnung.
Verkauft nur die Main Post mein Surfprofil? Nein, gerade die großen Medienhäuser tun sich da viel mehr hervor:
Fällt was auf? Immer wieder Google, Facebook und Twitter. Und ob News, Shopping oder Schmuddelsites: Sie wissen ganz genau, was Du machst.
Gibt es überhaupt Seiten, die nicht tracken?
Klar, und man kann es sich auch denken: Die Seiten, die ihre Nutzerdaten nicht verkaufen wollen, tracken sie auch nicht. Hat ja auch nur Nachteile, Tracker einzubauen.
Hier habe ich mal rumgeklickt und wie erwartet waren da keine Tracker aktiv:
wikipedia.org (0)
bundesregierung.de (0)
kk-software.de (0)
gerolzhofen.de (0)
landkreis-schweinfurt.de (0)
Es gibt also noch viele Seiten, die die Privatsphäre der Benutzer achten.
Eher unerwartet, aber dann logisch:
facebook.com (0)
google.com (0)
Den beiden gehört ungefähr jeweils „30% des Internets“, und wie man oben sieht, trackt Google auf fast jeder Seite, und Facebook ist auch ganz oft dabei. Die möchten alle Daten sammeln und keine Daten rausgeben. Also lassen sie natürlich keine fremden Tracker auf ihre Seiten. Doch Facebook weiß natürlich perfekt, was du auf Facebook / Whatsapp / Instagram machst, und Google weiß perfekt, auf was du bei Google / YouTube machst.
Dann muss man wissen, dass der Markt für Onlinewerbung sehr verdichtet ist. Z.B. ist doubleclick.net ein Unternehmen von Google.
Weiter muss man davon ausgehen, dass darunter Werbefirmen sind, die die Benutzerprofile weiterverkaufen. Insbesondere wenn ein Unternehmen insolvent geht, sind die Benutzerprofile das wertvollste in der Insolvenzmasse.
Weiter geht es mit dem „angereicherten“ Browserverlauf, mit den
Browser-Plugins
Es liegt auf der Hand: Wenn man nicht will, dass in ein paar Jahren mal die persönliche Surfhistorie öffentlich im Internet auftaucht, muss man sich schützen. Das geht effektiv nur mit Browser-Plugins wie Werbefiltern.
Das gefährliche an diesen Plugins ist, dass sie vollen Zugriff auf die Inhalte der Webseite haben, also auch in Formulare eingegebene Benutzerdaten auslesen können, und dass sie immer auf jeder Seite aktiv sind. Ein Browser-Plugin kann Euch also vollständig überwachen.
Daher die dringende Empfehlung: Durchforstet regelmäßig alle Eure Browser-Plugins und entfernt alle Plug-Ins, die Ihr nicht zwingend braucht.
Und im uBlock Origin ruhig alle Filter aktivieren. Neben dem massiven Plus an Privatsphäre spart ihr euch einen ordentlichen Teil der Webseitenverbindungen zu all den Werbeseiten und habt als Zusatznutzen ein viel schnelleres Internet. Wenn euch infolgedessen Webseiten nicht reinlassen (wie bild.de oder sueddeutsche.de), dann ist das von deren Seite nachvollziehbar, aber dann muss man konsequent bleiben: Dann besucht man diese Seiten eben nicht.
Hier ein Blick in meine uBlock-Origin-Einstellungen:
Damit habt Ihr in meinen Augen aktuell die beste Browsereinstellung mit einem guten Kompromiss aus persönlichem Schutz und trotzdem einer Teilhabe am modernen Internet und Social Media.
Content kostet Geld!
Aber wenn euch eine Webseite gefällt, vergesst nicht, sie für ihren Content zu bezahlen. Schließt ein Zeitungsabo ab, unterstützt (meist kleine) Webseiten mit Geld über flattr.com oder patreon.com, bucht den werbefreien Premium-Zugang zu Webseiten oder Foren. Contenterstellung kostet Geld und muss bezahlt werden.
Werbung an sich ist nicht negativ
Im Gegenteil: Für alle Beteiligten (Benutzer, werbende Unternehmen und Webseitenbetreiber) kann Werbung stark positive Effekte haben:
Für Benutzer sind sie eine Möglichkeit, auf interessante Produkte hingewiesen zu werden, die sie vielleicht nicht auf ihrem Radar hatten.
Für werbende Unternehmen ist es eine Möglichkeit, Benutzer darauf hinzuweisen, was für tolle Produkte sie haben.
Für Webseitenbetreiber ist es eine Möglichkeit, den Betrieb der Webseite und die Contenterstellung zu refinanzieren.
Aber bitte wie früher, wenn ich eine Zeitschrift am Kiosk gekauft habe: Anonym: Ohne dass alle meine Daten schon beim Überblättern an anonyme Werbezwischenhändler verkauft werden.
Dass heute meine persönlichen Surfdaten für 3 Werbebanner an 7 Datenkraken weitergegeben werden, ist einfach inakzeptabel und solange das der Fall ist, kann man sich nur mit einem Adblocker schützen.
Am Montag, 20.04.2015 ging es im Stadtrat heiß her. Geo-net, SPD und Freie Wähler haben eine gemeinsame Resolution in den Stadtrat eingebracht.
Die Resolution lautete:
„Der Stadtrat von Gerolzhofen fordert die Bayerische Staatsregierung auf
die Zweigstelle des Amtsgerichts Schweinfurt in Gerolzhofen im bisherigen Umfang zu erhalten
oder alternativ dem Standort Gerolzhofen neue Aufgaben zuzuweisen (z.B. Grundbuchamt)
und die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen am Gebäude durchzuführen.“
In der Begründung hieß es unter anderem
„Wir, die Stadträtinnen und Stadträte von Gerolzhofen kämpfen um jeden einzelnen Neubürger, für den Erhalt und die Neuansiedlung von Gewerbe und Arbeitsplätzen und den Erhalt unserer Infrastruktur.“
Im Vorfeld wurden in der Mainpost Aussagen getroffen wie
„Hier liegt auch der Punkt, warum die Initiatoren die örtliche CSU-Stadtratsfraktion erst gar nicht gefragt haben mitzumachen. Die CSU werde sich kaum gegen ihre Staatsregierung und erst recht nicht gegen ihren Bürgermeister Thorsten Wozniak verwenden, meint Thomas Vizl.“
Hier scheint es Geo-net, SPD und Freien Wählern nicht um die Sache zu gehen, sondern um die eigene Profilierung und die CSU-Stadträte vorzuführen. Daher haben wir CSU-Stadträte gegen die Resolution gestimmt.
Das war das stichpunktartige Gerüst meiner Rede:
Gegenrede zur Resolution
Man kann die Resolution nur unterstützen. Sie hört sich gut und sinnvoll an. Und kommt jetzt, wo sich die Veränderungen vollziehen.
Aber wenn man nachdenkt, was passiert hier wirklich, insbesondere wenn man zwischen den Zeilen liest, kommt man zu einem anderen Ergebnis:
Fraktion Geo-net
Unterstellt uns im Main-Post-Artikel vom 07.04.2015 verlängerter Arm der Staatsregierung zu sein und redet daher nicht mit uns.
Der Vorwurf an sich ist so absurd, dass man nicht darauf eingehen muss.
Ich persönlich hatte noch nie Kontakt zur Staatsregierung.
Jeder CSU-Stadtrat hat nur das Wohl von Gerolzhofen und seinen Bürgerinnen und Bürger im Auge und das unterstelle ich auch den anderen Stadträten. Schade, dass das Vertrauen auf der anderen Seite nicht vorhanden ist.
Daher für alle, die vielleicht etwas anderes glauben: Auch wir CSU-Stadträtinnen und Stadträte setzen unsere ganze Energie ein für den Erhalt und Wachstum von Arbeitsplätzen und Einrichtungen in Gerolzhofen.
Bisherige Geo-net-Resolution zum Amtsgericht hatte keinen Erfolg, aktive Verhandlungen unseres Bürgermeisters dagegen schon.
Interessant ist aber die Denkweise, die sich daran offenbart:
Geo-net möchte also nicht mit der Staatsregierung reden und auch nicht mit Personen, die mit ihr in Kontakt stehen könnten.
Ist ja in Ordnung, nur dann ist Geo-net ein tragischer Fehler unterlaufen.
Als Adressaten der Resolution sind genannt:
Bayerische Staatsregierung, Staatskanzlei
Minister der Justiz
Minister für Heimat
Minister des Inneren
Wie kann Geo-net eine Resolution an diese Institutionen der Landesregierung richten, wenn sie im gleichen Atemzug sagt, sie möchte nicht mit diesen Institutionen reden und nicht nach einer Lösung suchen?
Fraktion Freie Wähler
Als sie die Bürgermeisterin stellten, gab es von den Freien Wählern keinen solchen Protest gegen die Schließung.
Als die Immobilie zum Verkauf stand und Interessenten – wie auch ich – mit ihren Architekten kalkuliert haben, ob sie zuschlagen, gab es von den Freien Wählern keinen solchen Protest gegen die Schließung.
Wenn nun der Schließungstermin vor der Tür steht und der aktuelle Bürgermeister die Schließung verhindern konnte, sowie eine Lösung erringt, die eine Nachnutzung ermöglicht, gibt es auf einmal solchen Protest von den Freien Wählern.
Kann man nicht ernst nehmen.
Fraktion SPD
Bisherige SPD-Bemühungen haben ja großartig gefruchtet. Und auch hier springt die SPD auf einen Zug auf und unterschreibt diesen Wohlfühlantrag: Hört sich schön an und hat exakt keine Auswirkung.
Was ist dann der Sinn?
Wenn die Resolution nicht dann kam, als es angebracht gewesen wäre, nämlich vor Jahren, als die Immobilie zum Verkauf stand,
wenn die Resolution gar nicht die angeblichen Adressaten empfangen soll,
dann kann die Motivation nur eine andere sein:
Adressaten sind in Wirklichkeit die eigenen Wähler, vor denen man gut dastehen will und das Gefühl erzeugen „was zu tun“.
Vorführung der Stadträte, die konstruktiv an dem Thema arbeiten und ausgewogen an die Sache gehen.
Der Clou
Liest man den Text der Resolution, ist sie bereits erledigt. Es wurde wie bei „ODER“ gefordert, ja bereits eine Alternativnutzung gefunden, auch die notwendigen Sanierungsmaßnahmen werden durchgeführt.
Mal wieder ein typischer Geo-Net-Antrag, einen laufenden Vorgang der Verwaltung als Antrag zu stellen, und SPD und Freie Wähler lesen es sich nicht genau durch und fallen drauf rein.
Fazit
Das ist reiner Populismus und daher werden wir nicht dafür stimmen.
Anmerkung
Im Mainpost-Artikel vom 21.04.2015 wurde ich zitiert:
„Koch kann es nicht verstehen, dass auch die Freien Wähler sich an den Antrag angehängt haben, denn deren frühere Bürgermeisterin habe überhaupt nichts für den Erhalt des Gerichts getan.“
Im Rahmen der hitzigen Debatte wurde das offenbar von der Mainpost falsch verstanden.
Ich habe in meiner Rede keine Aussage zur Arbeit der Bürgermeisterin Irmgard Krammer getroffen, sondern sie nur zur zeitlichen Einordnung benutzt:
„Als sie [die Freien Wähler] die Bürgermeisterin stellten, gab es von den Freien Wählern keinen solchen Protest [in Form einer Resolution] gegen die Schließung.“
Ich habe keine Kenntnis wie sich die Bürgermeisterin damals verhalten hat, ich habe nur meine Verwunderung zum Ausdruck gebracht, dass die Fraktion der Freien Wähler sich in den letzten Jahren für mich nicht erkennbar öffentlich zum Amtsgericht geäußert hat. Und jetzt nachdem alle Entscheidungen gefallen sind, springt die Fraktion der Freien Wähler auf den Zug auf.
Im Juli genehmigte die EU-Kommission das bereits im Januar von der Staatsregierung beschlossene Förderprogramm Bayerns für den Ausbau des schnellen Internets. Es beinhaltet eine Vereinfachung des Verfahrens und eine Erhöhung der Höchstfördersumme für die Kommunen im Vergleich zum davor bestehenden Förderprogramm. Gerolzhofen und die umliegenden Gemeinden nehmen an diesem erneuerten Programm teil oder leiten gerade die Schritte ein, um in das Programm zu gelangen. Das folgende Interview mit Stadtrat Arnulf Koch, einem der Vorsitzenden der K&K-Software AG, greift die Entwicklung zum Thema Breitband in der Region auf.
Frage: Das Internet dringt tief in nahezu alle Lebensbereiche ein. Welche Internetdienstleistungen könnten Verbraucher aufgrund einer niedrigen Übertragungsrate nur umständlich beziehungsweise eingeschränkt nutzen?
Arnulf Koch: Vor allem die jüngeren Nutzer erwarten schnelle Internetübertragungsraten, um an Social-Media-Kanälen teilzunehmen. Dabei steht insbesondere das Teilen eigener Inhalte wie Fotos und Videos im Vordergrund. Diese weisen sehr hohe Datenmengen auf und benötigen daher eine leistungsstarke Übertragungsrate. Weiterhin verschiebt sich der Bereich des Fernsehens zunehmend ins Internet, weshalb der Netzausbau gerade für das HD-Streaming notwendig ist. Zudem sind Cloud-Dienste wie Dropbox, mit denen man Daten im Internet aufbewahren und teilen kann, ein stark genutzter Trend.
Frage: Das derzeit laufende Förderprogramm richtet sich gleichermaßen an Haushalte und Unternehmen. Ursprünglich war es als Wirtschaftsförderprogramm gedacht. Wie wichtig ist eine schnelle Internetverbindung für die Entscheidung eines Unternehmens, einen bestimmten Wirtschaftsstandort zu favorisieren?
Koch: Unternehmen erwarten, schnelles Internet vorzufinden. Eine schnelle Übertragungsrate ist für die Standortwahl genauso wichtig wie eine günstige Lage oder eine gute Verkehrsanbindung. Im Geschäftsleben sind deutlich mehr Prozesse digitalisiert als früher. Die Palette reicht von der Anbindung von Heimarbeitsplätzen über die Kommunikation mit Kunden und Lieferanten bis hin zu Steuervoranmeldungen für das Finanzamt.
Frage: Welche Branchen kämen dafür in Frage?
Koch: Mittlerweile kommen dafür ausnahmslos alle Branchen in Frage: Vom kleinen Handwerksbetrieb bei dem sich der Inhaber nach Feierabend von zu Hause aus in den Firmenrechner einwählt, um Rechnungen zu schreiben, bis hin zu Großbetrieben, die rund um die Uhr ihren Service im Internet anbieten.
Frage: Inwieweit könnten Gerolzhofen und die umliegenden Gemeinden vom Breitbandausbau profitieren?
Koch: Der Breitbandausbau ist eine Voraussetzung dafür, um auf Augenhöhe mit größeren Städten agieren zu können. Bei der Standortauswahl ist ein mit Breitband unterversorgter Ort ähnlich unattraktiv, als gäbe es dort keinen Strom. Breitband gehört heute genauso zur Grundversorgung wie ein Strom-, Straßen-, oder Wasseranschluss.
Frage: Ist der Breitbandausbau auf dem Land lukrativ für die Netzbetreiber?
Koch: Vor der Privatisierung musste die Post jeden Haushalt anschließen. Heute erfolgt der Ausbau nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Schnelle Internetleitungen kommen heute zunächst dort in Frage, wo viele Menschen auf engem Raum leben. Mit der Verlegung eines einzigen Kabels in ein städtisches Hochhaus können mehr Kunden angebunden werden, als so mancher Ortsteil Einwohner hat. Daher sind viele Gemeinden in der misslichen Lage, entweder auf Breitband zu verzichten oder selbst die höheren Kosten für den Ausbau zu tragen. Dafür gibt es das Förderprogramm des Freistaats, das von diesen Kosten rund 80 Prozent übernimmt. Nur so können wir uns als Stadtrat Gerolzhofens den Breitbandausbau überhaupt leisten.
Frage: Vor welchen technischen Herausforderungen stehen die Netzbetreiber?
Koch: Zunächst muss eine Gemeinde mit Glasfaserleitungen angebunden werden. Dann müssen die einzelnen Verteilerkästen in den Ortschaften mit Glasfaserleitungen an den Hauptverteiler im Ort angebunden werden. Schließlich müssen die einzelnen Verteilerkästen auf die neue VDSL-Technik umgerüstet werden. Alle diese Bestandteile verursachen relativ hohe Kosten im Hinblick auf Streckenlänge, Tiefbaumaßnahmen und Hardware.
Frage: Das Förderprogramm fordert einen technologieunabhängigen Ausbau. Oft hört man allerdings, dass Glasfaser die Zukunft darstellt. Welche Stärken und Schwächen weisen die anderen Technologien auf?
Koch: Funklösungen stellen den kostengünstigsten Einstieg in Breitband dar, da die kostenintensive Erneuerung der Unterverteilung entfällt. Beispielsweise müssen keine Erdbauarbeiten zum Verlegen neuer Leitungen ausgeführt werden. Allerdings sind Funklösungen sehr störungsanfällig. Zudem bieten sie im Vergleich zu jeder Kabellösung nur sehr geringe Bandbreiten, da sich alle Teilnehmer in einer Funkzelle die Bandbreite von heute bis zu 50 Megabit pro Sekunde teilen müssen. Bei Kupferkabellösungen kann die vorhandene Infrastruktur der Hausanschlüsse ohne Aufrüstung genutzt werden. Dennoch sind die Bandbreiten begrenzt und abhängig von der Leitungslänge bis zum Verteilerkasten. Hier sind heute maximal 50 Megabit pro Sekunde verfügbar. Das hochwertigere Koaxialkabel der Kabelnetzbetreiber weist mit heute 100 Megabit pro Sekunde mehr Reserven auf als das Kupferkabel des Telefonanschlusses. Allerdings bieten die Kabelnetzbetreiber nur eingeschränkt nutzbare Firmentarife. Beispielsweise kann man keine feste IP-Adresse buchen.
Frage: Was sind dann die Vorteile von Glasfaser?
Koch: Glasfaser ist sehr unempfindlich gegenüber Störungen und bietet enorme Leistungsreserven. Die beste Lösung wäre Glasfaser bis ins Haus. Hierbei gibt es bereits Angebote von bis zu 1000 Megabit pro Sekunde. Eine einzelne Glasfaser kann problemlos 40 000 Megabit pro Sekunde übertragen und ist damit eine sehr zukunftsweisende Technologie. Diese Leistung erreicht sie auch über eine Reichweite von über 40 Kilometern, während die vorgenannten Lösungen nur Reichweiten von einigen 100 Metern aufweisen. Im Forschungsbereich liegt die Leistung einer einzelnen Glasfaser bei 84 000 000 Megabit.
Frage: Der derzeit in ländlichen Gebieten vorangetriebene Breitbandausbau sieht nur in Einzelfällen eine Verlegung von Glasfasern bis ins Haus vor. Die meisten Leitungen führen nur bis zu den örtlichen Kabelverzweigern. Ist ein vollständiger Ausbau zeitlich und finanziell absehbar?
Koch: Bei Kupferkabeln kann die vorhandene Infrastruktur mitgenutzt werden, insbesondere die einzelnen Leitungen vom Unterverteiler bis in jedes Haus. Bei Glasfaser muss jedes Kabel neu verlegt werden, was sehr hohe Tiefbaukosten nach sich ziehen würde. Weiterhin ist Glasfaserkabel in der Herstellung aufwändiger und teuerer als Kupferkabel. Daher werden zunächst nur die Verteilerkästen mit Glasfaser angebunden, um dort die notwendigen Übertragungsraten gewährleisten zu können. Die Anbindung ins Haus erfolgt über die vorhandenen Kupfertelefonleitungen. Ein vollständiger Ausbau von Glasfaser bis ins Haus ist auf dem Land aufgrund der höheren Kosten auch auf längere Zeit hin nicht absehbar, wäre aber natürlich wünschenswert.
Frage: Wenn die Glasfaserleitungen verlegt sind, wie wird sich ihrer Ansicht nach die DSL-Infrastruktur weiterentwickeln?
Koch: Nach Abschluss des Förderverfahrens sollen die Gerolzhöfer Haushalte flächendeckend mindestens 50 Megabit pro Sekunde Bandbreite erhalten. Im Bereich des Kabelnetzes sind jetzt schon 100 Megabit pro Sekunde möglich, was aus eigener Erfahrung sehr gut funktioniert. Auch weiterhin dürften sich die Bandbreiten in Gerolzhofen aufgrund der technischen Entwicklung steigern. Für das Jahr 2019 werden für das Kabelnetz in Bayern 600 bis 800 Megabit pro Sekunde versprochen. VDSL soll im gleichen Zeitraum auf 100 Megabit pro Sekunde ausgebaut werden.