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Diesel und Elektromobilität

Die Unsicherheit bei mir als Autokäufer ist groß.
Stuttgart will Dieselautos verbieten, ich habe Kunden in Stuttgart und fahre ein Dieselauto, das in Kürze ersetzt werden soll, also was soll ich kaufen?

Ich bin ernsthaft verunsichert und überlege, trotz hoher Fahrleistung, meinen Diesel durch einen Benziner (oder Elektroauto) zu ersetzen. Aber ist das zum heutigen Zeitpunkt wirklich sinnvoll?

Wo liegt die automobile Zukunft?

  1. Diesel
  2. Benziner
  3. Hybrid
  4. Elektro
  5. Wasserstoff
  6. Erdgas

Hierzu muss man die gegenläufigen Ziele beachten:

  1. CO2-Reduktion (dazu hat sich Deutschland im Vertrag von Paris verpflichtet)
  2. Stickoxid-Reduktion
  3. Feinstaub-Reduktion
  4. Mobilitäts-Aufrechterhaltung, auch für Pendler und im ländlichen Raum

Nehmen wir die Verbrenner, dann stellt man fest, dass bei effizienterer Verbrennung (weniger Kraftstoff = weniger CO2) immer höhere Temperaturen auftreten, die beiden Hauptbestandteile unserer Luft, nämlich Stickstoff und Sauerstoff zu giftigen Stickoxiden umwandeln und je effizienter die Verbrennung wird, desto besser Verbrennt der Kraftstoff und die Restteilchen werden immer kleiner und feiner (“Feinstaub”), dass sie immer schwerer von Filtern aus den Abgasen rausgefiltert werden können.

Die Stickoxid-Problematik betrifft grundsätzlich jede effiziente Verbrennung (Diesel, Benzin, Erdgas, Wasserstoff), am meisten wohl Diesel und Wasserstoff, aber eben auch die modernen Benzin- und Erdgas-Motoren und wenn die Grenzwerte weiter steigen sollten, wird es hier auch Probleme geben.

Feinstaub betrifft v.a. die Kohlenwasserstoffe, die unter hohem Druck in den Verbrennungsraum eingespritzt werden, also Diesel, Benzin und Erdgas, aber nicht Wasserstoff.

Wasserstoff hat aber einen physikalischen Nachteil: Das Wasserstoff-Atom ist das kleinste Element überhaupt und das H2-Wasserstoff-Molekül ist das kleinste Molekül. Es ist um Dimensionen kleiner als z.B. Eisen-Atome oder Kohlenstoff-Atome und kann durch die Gitter- oder Ketten-Strukturen von entsprechenden anderen Stoffverbünden durchdiffundieren. Sprich: Es gibt keine Tanks, in denen man Wasserstoff verlustfrei speichern kann. Man kann hier Tankwände aus Molekülen konstruieren, die sehr kompakt sind, aber es kommt immer ein Teil Wasserstoff durch. Und Wasserstoff bildet zusammen mit (dem Luft-) Sauerstoff das hochexplosive Gemisch “Knallgas”. Ein Wasserstoff-Auto mal eine Woche (z.B. im Urlaub) in der Garage stehen lassen, kann die Garage in eine Knallgasbombe verwandeln, die beim Einschalten eines Lichts oder wo sonst ein Funke entstehen kann, explodiert.
Im Freien ist das kein Problem, aber in (Groß-) Städten wird man um (Tief-) Garagen nicht herumkommen und viele wollen ihr teures Auto auch in einer Gerage stehen haben.
Der zweite physikalische Nachteil ist, dass aktuell Wasserstoff in großen Mengen aus Erdgas gewonnen wird und dabei sehr viel CO2 entsteht. Denn die Idealvorstellung der Elektrolyse (mein Windrad oder Solarfeld spaltet mir Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff, der Wirkungsgrad ist sekundär und ich kann so die Energie chemisch speichern) funktioniert im großen Maßstab nicht so gut, da sich bei der Elektrolyse die Kathoden auflösen. Hier ist noch viel Forschung notwendig, bis das im großindustriellen Maßstab zuverlässig funktioniert (zumal ja Wasserstoff nach wie vor hochexplosiv ist).

Also elektrisch.
Das wird mich Sicherheit die Zukunft werden, denn Mithilfe der Sonne (Sonnenenergie und der Kette Temperaturschwankungen führen zu Druckschwankungen führen zu Wind) und Mond (Gezeitenenergie) verfügen wir über quasi unerschöpfliche Energie, während die in Kohle und Erdgas gespeicherte Sonnenenergie früher oder später aufgebraucht sein wird.
Aber Jahreszahlen von 2025, 2030 oder 2040 sind in meinen Augen absolut utopisch, wenn wir unseren Lebensstil auch nur ansatzweise beibehalten wollen. Also nach wie vor den ländlichen Raum besiedeln wollen und nach wie vor in Wohlstand leben wollen. Alternativen kann man ja weltweit analysieren (Mega-Citys in Asien oder ländliche Räume ohne Mobilität in Afrika). Beides funktioniert, ist aber mit unserem kulturellen Hintergrund nicht unbedingt erstrebenswert.

Denn welche Probleme gibt es mit der Utopie des schnellen Wechsels in die Elektromobilität?

  1. Produktion der Energie
  2. Speicherung der Energie
  3. Übertragung der Energie

In den Pipelines kommen in Form von Erdöl und Erdgas gigantische Mengen Energie zu uns. Und die Produktion der Wind- und Solar-Energie ist leider nicht verlässlich, da der Wind ebenfalls von der Sonneneinstrahlung abhängig ist.
Hier sieht man den Tagesgang von Wind und Sonne. Nachts gibt es keine Sonne (OK, die Erkenntnis ist für viele banal), aber eben auch viel weniger Wind.

Bei den Nebel-Wetterlagen im Herbst und Winter hat man oft Tagelang keine Sonneneinstrahlung und keine Windbewegung. Also keine Energiegewinnung aus diesen beiden Hauptenergieträgern im regenerativen Bereich. Denn Bioenergie konkurriert mit der Lebensmittelproduktion (und die Mais-Monokulturen sind auf Dauer auch nicht für die Böden gut) und Wasserkraft ist schon ziemlich ausgereizt (der Main hat schon alle paar km ein Wasserkraftwerk).
Damit in einer windstillen Nacht (oder einem Nebel-Tag) nicht die Lampen ausgehen (und wir nicht auf französischen oder tschechischen Atomstrom setzen wollen), brauchen wir also auch sehr langfristig konventionelle Kraftwerkskapazität in quasi unveränderter Höhe. Es ist auch eine Illusion auf einen europäischen oder weltweiten Stromverbund zu setzen. Zum einen ist es unmoralisch, wenn wir unsere Nachhaltigkeit mit einer Mehrproduktion und somit Mehrverschmutzung im Ausland erkaufen und dann wird der Strom nur so lange billig bleiben, solange man nicht dauerhaft abhängig vom Ausland ist (Prinzip Angebot und Nachfrage).

Angenommen wir behalten unseren Lebensstil und die Besiedlung des ländlichen Raums bei: Dann wird es tagsüber Verkehr geben und nachts werden die Autos zuhause stehen und nachts wird das bevorzugte Zeitfenster sein, in dem die Autos aufgeladen werden. Nachts, also wenn keine Sonne scheint und nur ein Bruchteil des Windes von Tagsüber weht. Die Energie muss also zwei mal gespeichert werden: Von Tags bis Nachts im Stromnetz und dann vom Aufladen bis zum Verbrauchen in Autos.

Ich versuche es mal durchzurechnen (Werte in der Regel von Wikipedia):
Benzin hat einen Brennwert ca. 12,9 kWh/h
Die Li-Ion-Akkus in Fahrzeugen haben eine Energiedichte von ca. 0,1-0,2 kWh/kg.
Man findet leider kaum Daten, welche Tesla-Batterie wie viel wiegt. Für die ersten Teslas habe ich Werte von 600kg für die 60-kWh-Batterie gefunden, also ca. 0,1 kWh/kg, aber inzwischen sind die Batterien wohl etwas leichter (man findet Werte von +- 500kg) und leistungsstärker (90 kWh). Das wären dann knapp 0,2 kWh/kg, aber es ist mir unklar, ob das wirklich das Batterie-Gewicht-Paar ist.
Man fährt also immer sehr viel Gewicht rum, darum wiegt ein Elektroauto auch mehr als ein Verbrenner.
Die Produktion einer Lithium-Ionen-Batterie braucht ca. 150-200 kg CO2 pro kWh Batteriekapazität.
Eine 90kWh-Batterie verbraucht also 13-18 Tonnen CO2.
Das Verbrennen eines Liter Benzin ergibt 2,33 kg CO2. Bis die Batterie hergestellt ist, kann ich CO2-Neutral 5.500-7.700 Liter Benzin verbrauchen und habe immer noch eine bessere Umweltbilanz. Und auch nur, wenn der Strom im Elektroauto zu 100% aus regenerativen Energien erzeugt wurde und zur Energieerzeugung geladen wurde. Habe ich nachts geladen und noch mal im Keller einen Energiespeicher stehen, der mir die von den Solarpanels auf dem Dach erzeugte Energie speichert, musste ich 2x die Batterien herstellen, dann darf ich mit gutem Gewissen zwischen 11.000 und 15.400 Liter Benzin verbrauchen. Geht man von 20.000 km Jahresfahrleistung mit 5 l/100km Verbrauch aus, bedeutet das 1000 Liter Benzin pro Jahr. Also mal schnell 11-15 Jahre, bis die Produktions-Umweltbelastung egalisiert ist. Wenn es dumm läuft, sind die Akkus da “verbraucht” und müssen erneuert werden. Da sind die gleichen Akkus wie in Smartphones und Notebooks drinnen, mit einer besseren Ladeelektronik, aber am Smartphone und Notebook haben sie nach spätestens 5 Jahren höchstens noch die halbe Kapazität. Es könnte also sein, dass auch bei 100% regenerativem Strom (den wir aktuell in unserem Strommix noch lange nicht haben) ein Elektroauto aufgrund seiner Akkuproduktion niemals weniger CO2 verbrauchen wird als ein Verbrennungsmotor.

Wie viele Autos gibt es in Deutschland und wie viele km werden im Jahr gefahren?
Es gibt 62 Mio Fahrzeuge und es werden 725 Milliarden km in Deutschland gefahren (https://www.kba.de/DE/Statistik/Fahrzeuge/Bestand/bestand_node.html und https://www.kba.de/DE/Statistik/Kraftverkehr/VerkehrKilometer/verkehr_in_kilometern_node.html)
62 Mio Fahrzeuge bedeutet 62 Mio x 500kg = 31 Mrd. kg Batterien bzw. ca. 3 Mrd. kWh Batterieleistung
Man benötigt pro kWh Batterie ca. 80-130g Lithium (https://de.wikipedia.org/wiki/Lithium-Ionen-Akkumulator), für 61 Mio Fahrzeuge also 240-390.000 Tonnen Lithium. Die Weltproduktion von Lithium beträgt 32.500 Tonnen Lithium (https://de.wikipedia.org/wiki/Lithium#Produktion_und_Reserven) und alleine für die Deutschen Fahrzeuge bräuchte man 10x so viel (wenn niemand anderes auf der Welt auf Elektroauto kaufen würde oder ein Smartphone oder ein Notebook oder einen Akkuschraubendreher usw.).
Es ist also klar: Bevor wir flächendeckend auf Elektromobilität umsteigen können, muss erst eine komplett neue Batterietechnologie zur Massenmarktreife geführt werden.

Langstrecke:
Ich habe Kunden in München, Stuttgart und anderen Großstädten und muss ab und zu nach München (hin und zurück knapp 600km) fahren. ÖPNV ist auf dem Land defacto nicht verfügbar.
Aktuell wäre das wohl nur mit Tesla-Schnellladesäulen machen. Natürlich darf man nicht schnell fahren, und man müsste wohl mind. 2x unterwegs am Quickcharger halten. Die Fahrtzeit=Arbeitszeit (hin und zurück) würde sich von 4-5 Stunden auf 6-8 Stunden erhöhen. In der Zeit kann nichts geleistet werden, es ist also ein volkswirtschaftlicher Schaden, wenn wir in Zukunft 50% mehr Zeit auf der Straße verbringen, der auf die Preise umgelegt werden muss und so alle Waren verteuert und weniger wettbewerbsfähig macht.

Zuhause laden:
Um mal eben 60+ kWh zu laden, braucht es einen Starkstormanschluss (oder 3 Tage aus der normalen Steckdose). Wenn in der Stunde xx kWh Energie bezogen werden, ist man schnell in einem Bereich von Industriekunden (Absicherung, Tarif) und wird nach der Peak-Leistung berechnet.
Und wenn ein ganzes Wohngebiet diese Leistung zieht, muss der Verkabelung auch diese Leistung bereitstellen können.
Hier muss vermutlich in die Infrastruktur investiert werden.
Was machen Personen ohne eigene Garage? Wann wollen diese Ihre Autos laden, wenn ich mir jeden Tag einen Parkplatz an der Straße suchen muss? Dann muss in Städten (auch schon in Kleinstädten) alle 6 Meter eine Ladestation installiert werden. Probleme, die einem dabei in den Sinn kommen: Platzbedarf, Installation, Finanzierung, Anmieten der Flächen, Enge Gehsteige.

Jetzt war Urlaubsanfang. Zwei Millionen Menschen fahren in den Süden. Die Tankstellen sind mit den 2-Minütigen Tankvorgängen überlastet. Wie soll es sein, wenn man jetzt 20-30 Minuten laden muss? Man braucht mind. 10-15x so viel Fläche auf den Tankstellen. Wird dieser Flächenverbrauch dann positiv gesehen?

Ja, wir werden früher oder später auf Elektromobilität umsteigen. Aber es müssen erst noch ein paar Innovationen stattfinden. Und ja, ohne, dass jetzt Enthusiasten umsteigen, werden diese Innovationen nicht in Gang gebracht. Aber eine politische Forderung, in 7, 13 oder 23 Jahren den kompletten Wechsel vollzogen zu haben, sind utopisch. Bzw. die Forderung von 23 Jahren kann man natürlich aufstellen. Selbst der am längsten amtierende Bundeskanzler Helmut Kohl war “nur” 16 Jahre im Amt. Da tut eine politische Forderung, die erst in 23 Jahren aktiv werden soll niemand weh, da die Rücknahme dann in jedem Fall ein anderer zu verantworten haben wird und man kann sich solange populistisch profilieren.

Und solange wir realistisch keine Elektromobilität bekommen werden und wir unsere CO2-Klimaschutzziele (Pariser Abkommen) einhalten wollen, solange ist der Diesel-Motor unser bestes Pferd im Stall und wenn der Diesel jetzt zerredet wird, wird Deutschland seine Klimaschutzziele definitiv nicht einhalten können. Schon der Atomausstieg war in Sachen CO2 ein Rückschritt und wenn jetzt Dieselfahrzeuge durch Benziner ersetzt werden, wird Deutschland immer mehr CO2 emittieren. Also brauchen wir auf absehbare Zeit noch Dieselfahrzeuge und wenn jetzt jeder verunsichert ist, kann eine Diesel-Kaufprämie wie von Horst Seehofer vorgeschlagen durchaus helfen.

Und natürlich kann es auch schneller gehen. Im Moment dürften vermutlich tausende perfekt mit Risikokapital ausgestattete Startups und Universitäts-Ausgründungen unterwegs, eine Batterie mit höherer Leistungsdichte, nicht so seltenen Rohstoffen und weniger Energieverbrauch bei der Produktion zu entwickeln und wenn jemand Erfolg hat, kann es den Schalter zu Elektromobilität schlagartig umlegen. Aber mit der Lithium-Ionen-Technologie wird es in meinen Augen nicht passieren.

[Achtung: das ist aktuell der Entwurf des Artikels, nicht über noch nicht fertigrecherchierte xx im Artikel wundern.]

Ehrung für 10 Jahre DICO im Rotary Distrikt 1950

Vielen Dank an Bernhard Kulisch, dass er für die Laudatio von Stuttgart nach Altenburg gekommen ist.
Das hat mir sehr viel bedeutet.

Ich war 10 Jahre als DICO (Distrikt Internet Communication Officer) im Rotary Distrikt 1950 (Westliches Franken und Thüringen mit 66 Rotary-Clubs) aktiv und habe das Ehrenamt letztes Jahr an meine Nachfolger übergeben.
Wir haben in den 10 Jahren ein bundesweites Onlinesystem zur Mitgliederverwaltung, Planung und Kommunikation designt, aufgebaut und in allen 1030 deutschen Rotary-Clubs eingeführt. Das war ein spannendes IT-Projekt, aber noch besser war die Zusammenarbeit mit vielen tollen Persönlichkeiten, die das alles ehrenamtlich konzipiert, organisiert, ausgerollt und supportet haben. Angefangen von Herwig Niggemann, Bernhard Kulisch, Frank W. Tag, Michael Rex, Jan Mittelstaedt und viele andere.
10 Jahre waren eine ordentliche Zeit. Ich hätte es gerne weitergemacht, aber der Zeitbedarf hat sich mit meinen anderen Ehrenämtern überschnitten und zusammen mit einer ordentlichen Stadtratsarbeit war das nicht mehr zu leisten.

Hier der Zeitungsbericht der Verabschiedung und Ehrung:

http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Hoechste-rotarische-Auszeichnung-fuer-Arnulf-Koch;art769,9633736

Es war eine schöne Zeit.
Vielen Dank für die Freundschaft und gemeinsamen Aktivitäten!

Einweihung des Industiegebiets „An der Mönchstockheimer Straße“

Wie viele Personen braucht man, um 2 Schrauben eines Straßenschildes zu befestigen?
Acht: Einer hält das Schild, einer den Schraubendreher und sechs drehen die Leiter 🙂

Nein im Ernst, heute war die Einweihung unseres neuen Industiegebiets „An der Mönchstockheimer Straße“. Wir haben rund 1,3 Mio € in die Erschließung investiert, im vorlagerten Kreisel noch mal 1 Mio € und ein Linksabbieger kommt auch noch.
Alles um der Wirtschaftsentwicklung in Gerolzhofen neue Impulse zu geben.
Wenn jemand neue Gewerbeflächen braucht, dauert es nicht 2 Jahre, bis er bauen kann (bis Flächennutzungsplan und Bebauungsplan durch sind und das Gelände erschlossen ist), sondern wenn es dringend ist 2 Wochen: Gewünschte Fläche zusammen mit dem Bürgermeister aussuchen, am nächsten Tag beim Notar beurkunden, mit Unterstützung vom Stadtbaumeister Bauantrag einreichen und der Stadtrat beschließt es in der nächsten Sitzung (alle 2 Wochen).
So verstehen wir „Unternehmerstadt Gerolzhofen“!

Wer soll das Geomaris finanzieren?

Ich möchte eine Diskussion von Facebook wiedergeben, in der ich am Ende die Problematik der Finanzierung öffentlicher Einrichtungen, insbesondere unseres Geomaris, herausgearbeitet habe:

User1
Mich würde mal interessieren was der Stadtrat sich wieder dabei denkt?
Neue Einnahmequelle? Nachdem das Weinfest gescheitert ist?
Wenn die Freibad Saisonkarten abgeschafft werden, was glaubt ihr wohin die Leute dann ausweichen? Da lohnt sich ja dann eine Silvana (Saisonkarte) oder Baggersee.
Da kommen auf Familien und DauerGäste das doppelte, wenn nicht sogar das dreifache an kosten zu.
User2
Das Schwimmbad ist so oder so mega teuer !
User3
Naja so geht dann gleich keiner mehr rein. Ich bin auch nur rein weil es eine Saison Karte gegeben hat. Weil jedes Mal 4€ Nee
Da geh ich dann doch lieber wo anders hin.
User1
Egal wo man Saisonkarten kauft… Das Geld wird dann nicht in geo bleiben.
Arnulf Koch
Guten Abend User1,

als Stadtratsmitglied eine ernst gemeinte Gegenfrage:

Der Betrieb des Schwimmbades kostet knapp 2 Mio € im Jahr und erlöst über Eintritte, Cafeteria und sonstige Erlöse rund 1,15 Mio. €.
Wer glauben Sie, zahlt diese fehlende Differenz aktuell?
Und wenn Sie darüber zu entscheiden hätten: Wer (und warum diese Gruppe) sollte Ihrer Meinung nach diese Differenz zahlen?
Bzw. wie sollte die Aufteilung dieser Summe zwischen den Nutzern des Schwimmbades sein (über Eintritte und Cafeteria) und den Gerolzhöfern, die das Schwimmbad nicht nutzen (über neue Schulden)?

Bonusfrage: In wenigen Jahren kommt die Schuldenbremse für Kommunen, dann darf die Stadt keine neuen Schulden mehr aufnehmen. 2017 müssen wir voraussichtlich 2,9 Mio € neue Schulden aufnehmen. Und wenn Sie darüber zu entscheiden hätten: Wo und wie würden Sie 2,9 Mio € einsparen?

Ich nehme das gerne als Impuls für meine Stadtratsarbeit.

Viele Grüße,
Arnulf Koch

User1
Herr Koch,
ich bin froh nicht darüber entscheiden zu müssen. Sonst wäre ich in der Politik.
Fakt ist, dass können Sie bestimmt auch aus den ganzen Kommentaren herauslesen. Dass die Schwimmbad Besucher damit nicht einverstanden wären. Wie sich nun der Stadtrat entscheidet, werden wir sehen.
Mir stellt sich nur die Frage, ob dieser Bescheid nicht nach hinten los geht?
Sie wollen mehr Umsatz machen, um die Schulden zu decken. Schön und gut.
Ich glaube aber, das Volk wird das nicht unterstützen.
Liebe Grüße
Arnulf Koch
Hallo User1,

ich entnehme bisher dieser Diskussion folgende Impulse für meine Stadtratsarbeit:

Es ist vielen Diskussionsteilnehmern nicht wert, ein Schwimmbad am Ort zu haben. Der Baggersee als Freibadersatz und das Schwimmbad im nächstgrößeren Ort als Hallenbadersatz tun es genauso.

Interessant, dass Sie das Volk und nicht die Gerolzhöfer Bürger als Maßstab für die Arbeit nehmen. Aber nicht mal Dingolshausen beteiligt sich am Schwimmbad-Unterhalt (profitiert aber davon).
Es sind ausschließlich die Gerolzhöfer Bürger und niemand anderes, die Jahr für Jahr 0,8 Mio € Schulden aufnehmen, damit die Bevölkerung billig ins Geomaris gehen kann.
Ignorieren wir mal, dass wir in spätestens 3 Jahren keine Schulden mehr aufnehmen können und dann das Kartenhaus eh zusammenbricht (wenn die große Politik die Regeln nicht doch noch ändert, aber im Ruhrgebiet, z.B. in Essen, kann man ja sehen, wie schnell auch in Westdeutschland die Infrastruktur kaputt geht, wenn kein Geld mehr da ist).
Gehen wir mal davon aus, dass wir unsere freiwilligen Ausgaben weiter über neue Schulden refinanzieren können.
Auch hier gibt es Schuldenobergrenzen die wir nur aufnehmen dürfen und an diesen Grenzen bewegen wir uns gerade.
Und um dieses Schulden-Geld der Gerolzhöfer Bürger konkurrieren die Gerolzhöfer Bürger ja jetzt schon.
Denn wir können davon entweder das Stadtbild aufhübschen (Pflege von Grünanlagen, Bepflanzung Kreisel, Pflege und Aufbesserung Allee, Verbesserung Kinderspielplätze, Müll von Plätzen entfernen etc.), oder wir können Feste veranstalten (ein Weinfest macht/kostet unterm Strich 30.000 € Verlust, Bamberg hat die Sandkerwa wegen 8.000 € Verlust und Ausblick auf 20.000 € Verlust abgesagt), oder wir können kostenlose Kinderbetreuung anbieten oder wir können Straßen ausbessern.

Die Ausbesserung einer kleinen Straße ist ein schönes Beispiel, da es die Stadt auch rund 800.000 € kostet, genausoviel wie der Betrieb des Schwimmbades: Im Moment ist die Abwägung, dass wir jedes Jahr auf die Ausbesserung einer Straße verzichten (ich glaube, jeder Gerolzhöfer kann aus dem Stand 5 Straßen aufzählen, die eine neue Asphaltschicht nötig hätten) und dafür die Leute für 8 € statt 20 € ins Geomaris lassen (bzw. die Dauerkarte für 360 € statt 1000 €).
Aber dafür verzichten die Gerolzhöfer, die das Geomaris nicht nutzen, auf die Grünpflege der öffentlichen Flächen im Umkreis ihres Hauses und sie verzichten auf die Ausbesserung der Straßen, z.B. holen sie dafür Ihre Kinder von Realschule/Gymnasium über eine Holperpiste ab.
Das ist der Trade-off für die subventionierten Eintritte.

Spannend wird es, wenn wir 2020 keine Schulden mehr machen dürfen. Denn wenn wir jetzt keine Weichen stellen, die Defizite der Einrichtungen zu senken, wird dann die Entscheidung nicht lauten: “Behalten wir Weinfest ODER Geomaris”, sondern wenn so ein Haushaltsjahr wie 2017 wäre, würde die Entscheidung lauten “Wir schließen das Geomaris (800.000 €) UND stellen die Grünpflege ein (100.000 €) UND schließen die Bibliothek (150.000 €) UND machen kein Weinfest (30.000 €) UND werden auf absehbare Zeit in gar keine Straße mehr investieren (800.000 €). Dann hätten wir schon mal 1,9 von 2,9 Mio € eingespart. Die letzte Mio € würde dann aber wirklich schwer, weil man sie über Kleinkram holen muss: Einsparung Vereinsförderung (20.000 €) Einsparung Städtepartnerschaft (5.000 €), Einsparung Jugendhaus (50.000 €)… usw, da dauert es lange, bis man auf 1 Mio € kommt”.

Ich sehe die Argumentation vieler Mitdiskutanten so: “Ist mir doch egal, ob Gerolzhofen in 3 Jahren den Bach runter geht, ich will heute günstige Schwimmbadeintritte.”

Was ich allerdings bemerkenswert finde, dass das Silvana wirklich als Alternative, gerade zur Dauerkarte, gesehen wird.
Es ist 25km entfernt und man muss durch die Stadt durch. Also hin und zurück 50 Minuten und 50 km.
Laut http://www.zukunft-mobilitaet.net/2487/strassenverkehr/die-wahren-kosten-eines-kilometers-autofahrt/ kostet ein km Autofahrt 0,34 €, also kosten 50 km Autofahrt 17 €.

Ich finde interessant, dass die Bevölkerung lieber 3 € Eintritt für ein fremdes Schwimmbad plus 17 € Anfahrt zahlt, anstatt 6-12 € Eintritt in ein eigenes Schwimmbad zahlt, dass sie selbst finanziert haben.
Nach krasser wird die Rechnung bei Nutzung einer Jahreskarte, die sich ja erst bei wöchentlicher Nutzung lohnt: Die Mitdiskutanten verfahren also lieber 52×17€ = 884 € Sprit (plus fremde Eintritte), als für 800 € ins eigene Schwimmbad zu gehen.

Bei solchen emotionalen Entscheidungen der Bürger ist es als Stadtrat schwer, rationale Entscheidungen zu treffen.

Aber ich möchte auch nicht zwischen Bürgern und Stadträten trennen, denn alle Stadträte sind ja Bürger Gerolzhofens, die ehrenamtlich versuchen, die besten Entscheidungen für das Gemeinwohl aller Gerolzhöfer zu treffen.
Am Montag werden die Gebühren beschlossen. Ich möchte nur kurz darlegen, wie wir Stadträte uns damit beschäftigt haben: Wir haben uns zwischen den Fraktionen 3x 3h getroffen, wir haben innerhalb der Fraktion 10h alleine und 3h gemeinsam die verschiedenen Aspekte bewertet und haben uns dann noch mal mit anderen Stadträten knapp 4h getroffen um hier eine gute Linie zu finden. Von mir und den meisten anderen Stadträten sind also je über 25h intensive Arbeit – außerhalb der Stadtratssitzungen, komplett ehrenamtlich, komplett unbezahlt – in das Thema Geomaris-Gebühren geflossen (und mit einem ähnlichen Aufwand bereiten wir den Haushalt vor oder überprüfen die Ausgaben in der Rechnungsprüfung).

Natürlich wissen wir, dass wenn wir die Preise hochschrauben, noch weniger Besucher kommen. Natürlich wissen wir um die sozialen Aspekte und die sind auch alle berücksichtigt. Ich glaube, wir haben einen sehr guten Kompromiss gefunden. Lassen Sie sich am Montag überraschen!

Ich finde es nur etwas schade, dass die Würdigung dieser Arbeit auf “Mich würde mal interessieren was der Stadtrat sich wieder dabei denkt?” reduziert wird.
Ich habe versucht, hier ein paar meiner Gedanken transparent zu machen, und wer sich wirklich dafür interessiert, was der einzelne Stadtrat sich wieder dabei denkt: ich veröffentliche es regelmäßig in meinem Blog unter http://blog.arnulf-koch.de/category/politik/stadtrat/

Viele Grüße,
Arnulf Koch

Bitte nutzt unser Schwimmbad, denn Ihr bezahlt es, egal ob ihr es nutzt oder nicht!

Wettervorhersagen

Oft hört man Wettervorhersagen und weiß schon vorher, dass sie falsch sein müssen. Anstoß für diesen Blogpost war eine DWD-Wetterwarnung vor 15cm Neuschnee, während alle anderen Wettermodelle einen deutlichen Temperaturanstieg auf bis zu +5°C vorhersagten. Natürlich blieb der Schnee nicht liegen und das hätte man schnell selbst vorhersagen können. In diesem Beitrag zeige ich, welche Quellen ich zur Wettervorhersage nutze.

Leider gibt es in Mainfranken keine solche regionale Wetterseite wie den Wetterochs.de im Raum Forchheim, daher hier meine Vorgehensweise:

Exakte regionale Messwerte gibt es von der Meteomedia-Wetterstation auf dem Gelände der ÜZ in Lülsfeld:
Dieser Link ist meine erste Anlaufstellen: http://wetterstationen.meteomedia.de/messnetz/vorhersagegrafik/106570.png
Dort bekommt man das Meteogramm für Lülsfeld. Und zwar mit echten Messwerten und keinen interpolierten Werten.

Wetter Lülsfeld vorn Meteomedia

Was liest man (neben den trivialen Werten wie Temperatur, Sonnenscheindauer, Niederschlag etc.) da heraus?

  • Die roten und blauen Punkte der Höchst- und Tiefsttemperaturen zeigen einem bei Frontdurchgang an, ob es eine Warm- oder Kaltfront ist mit den der jeweiligen Front zugehörigen entsprechenden Wetterphänomenen.
  • Die „rel. Luftfeuchtigkeit“ zeigt einem, ob es Nebel gibt (was bei 100% der Fall ist) oder nicht.

Die Wetterstation gehörte früher Jörg Kachelmann, zur Finanzierung seines Prozesses musste er sein damaliges Unternehmen an Meteomedia verkaufen. Heute hat Jörg Kachelmann wieder ein Wettervorhersage-Unternehmen gegründet und wieder bietet er innovative Ansätze, die bessere Vorhersagen ermöglichen.

Ein innovativer Ansatz von Jörg Kachelmann ist es, einfach die Ergebnisse der verschiedenen Wettermodelle übereinander zu legen:
https://kachelmannwetter.com/de/vorhersage/2920959-gerolzhofen/xl

Das gibt es in einer 3-Tages-Ansicht (siehe oben) und in einer 10-Tages-Ansicht:

Was liest man (neben den trivialen Werten) da heraus?

  • Man kann sich die Bandbreite der verschiedenen Wettermodelle anschauen: Wenn alle Modelle eng beisammen liegen, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass diese Vorhersage auch eintritt.
  • Umgedreht kann man sagen, dass wenn die Werte weit auseinander liegen, dass die Messwerte eben keine exakte Interpretation zulassen. Bestimmt wird ein Wettermodell richtig liegen, aber wenn sie 10°C auseinander liegen, kann man nicht mehr sagen, welches denn jetzt eintritt.
  • Man erkennt, dass Wettermodelle bestenfalls 3 Tage halbwegs vorhersagen können (aber ganz oft schon nicht mal den aktuellen Tag richtig treffen). Ab dem 4. Tag sind es bestenfalls noch Trends, aber keine Vorhersagen mehr. Z.B. in der Grafik oben vom 15.01. ist die Vorsage für den 4. Tag (also den 19.01.) für 7:00 Uhr morgens zwischen -5°C und -17°C. Schon am 4. Tag laufen die Wettermodelle um 12°C auseinander, am 5. Tag bereits 16°C und am 6. Tag liegen zwischen den verschiedenen Wettermodellen 20°C: Am Handy oder vielen Webseiten bekommt man nur einen Wert in der Langzeitvorhersage. Je nachdem, welches Wettermodell die Seite benutzt, sagt sie einem -1°C oder -21°C voraus. Ein „??“ wäre ehrlicher als einen einzigen Wert anzugeben.
  • [Update: in der oben gezeigten Grafik waren die Tiefstwerte in der Nacht vom 15.01. auf den 16.01. (also rund 12 Stunden nach dem Screenshot) bei -11°C während die ganzen Modelle eine Bandbreite von -3,5°C bis -7,5°C vorhergesagt haben. Und am nähsten dran lag z.B. das Schweizer Wettermodell mit -7,5°C, während das Deutsche Wettermodell -5,5°C vorhersagte.]

Ebenfalls innovativ bei Kachelmann: Das Regenradar bis auf Landkreisebene:

https://kachelmannwetter.com/de/regenradar/deutschland/

Zum Vergleich, welche Auflösung der DWD anbietet:

DWD Bundesweit:

DWD Bayern:

Was man feststellt:

  • Kachelmannwetter bietet auf der Deutschlandkarte ungefähr die Auflösung, die der DWD auf der Bayern-Detailkarte bietet.
  • Auf der Bayernkarte bietet Kachelmannwetter eine erhebliche höhere Auflösung (=mehr Informationen) als der DWD
  • Zusätzlich kann man bei Kachelmannwetter in die Landkreise reinzoomen und hier zwar keine Informationen auf Pixel-Ebene mehr bekommen, aber es sind mehr Informationen als auf Landesebene. Also ein echter Mehrwert.

Ich selbst als Luftfahrer ein Freund der Meteogramme. Der DWD bietet die Meteogramme nur im kommerziellen Angebot der Luftfahrt an (oder ich habe sie nicht gefunden). Bei Kachelmannwetter gibt es auch frei verfügbare Meteogramme:

https://kachelmannwetter.com/de/vorhersage/2920959-gerolzhofen/kompakt1x1

Das Meteogramm von Kachelmann hat mehr Informationen, aber es arbeitet mit mehr interpolierten Werten, da hier keine Wetterstation steht. Daher schaue ich lieber in die o.g. Lülsfelder Vorhersage von Meteomedia rein: http://wetterstationen.meteomedia.de/messnetz/vorhersagegrafik/106570.png

Wetter Lülsfeld vorn Meteomedia

Und man sieht die Unterschiede zwischen den zwei Meteogrammen [Update: Mist, ich habe von Lülsfeld den Link und keinen Screenshot eingebaut, jetzt aktualisiert sich das Meteogramm permanent und meine folgenden Aussagen sind nicht mehr ohne weiteres nachvollziehbar]:

  • Es gibt jetzt gerade leichten Schneefall: Bei Meteomedia ist sie drinnen, bei Kachelmann nicht.
  • Für den Folgetag sagt Meteomedia 1,9 Stunden Sonnenschein voraus, Kachelmann bietet mit 3,7 Stunden besseres Wetter.
  • Die Tiefsttemperaturen sind bei Kachelmann viel niedriger.

 

Die Meteogramme sind also nur ein erster Einstieg für einen groben Überblick und wenn man es genauer wissen will, muss man sich verschiedene Wettermodelle anschauen.

Hier sind noch weitere Wetterlinks, die ich regelmäßig benutze:

Wenn man sich seine Lieblingsseiten in die Browser-Bookmarks legt und parallel öffnet, kann man sich innerhalb weniger Sekunden einen Überblick übers Wetter verschaffen, der in der Regel besser ist als der Vorhersage einer einzelnen Webseite oder Handy-App.

Umverteilung von Einnahmen der kommunalen Staatsebene zum Bund

Ich werde in der Zeitung zitiert und muss dazu einiges schreiben:

„Für CSU-Fraktionssprecher Arnulf Koch ist das Ganze eine „absurde Sache“ und ein „unbefriedigender Zustand“, wenn die Stadt und Kommune als Teil der Gemeinschaft Geld für die Gemeinschaft, in dem Fall den Staat, eintreibt, wie er betonte.“
http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Koerperschaften-des-oeffentlichen-Rechts;art769,9440357

In der zusammenfassenden Berichterstattung ist diese Verkürzung noch akzeptabel, aber der hinter meiner Aussage stehende Gedanke war und ist mir wichtig, daher will ich ihn hier noch mal wiedergeben:

Um das Eintreiben ging es mir nicht. Meine Aussage war sinngemäß, dass hier eine Umverteilung von der kommunalen Staatsebene zum Bund und zum Land hin stattfindet, obwohl Bund und Land im Geld schwimmen, keine neuen Schulden aufnehmen, sogar ihre Schulden zurückzahlen, während uns in den Kommunen das Wasser bis zum Hals steht.
Aber gerade wir Kommunen sind es, die die praktischen und erfahrbaren Dienste für den Bürger anbieten. Z.B. haben wir unser Schwimmbad Geomaris für rund 10 Mio € renoviert und mussten ein Großteil über neue Schulden finanzieren. Und jetzt müssen wir bald für weitere Teile unserer Dienstleistungen Umsatzsteuer abführen, also werden hier 16% unserer dann umsatzsteuerpflichtigen Einnahmen entzogen (oder wir müssen die Preise für den Bürger um 19% anheben) und dieses Geld von den armen Kommunen bekommt das reiche Land oder der reiche Bund. Das habe ich als „absurd“ und „unbefriedigend“ bezeichnet.

Das war der Kern meine Aussage (ich hatte noch ein Beispiel vom Geomaris genannt, da wurde für einen Teil der Leistungen ein höherer Umsatzsteuersatz fällig, wir haben ihn bisher nicht auf die Eintrittspreis umgelegt, also erhöht sich das Betriebsdefizit entsprechend. Wir haben die Mehrkosten, was in Gerolzhofen meistens 1:1 Mehrverschuldung bedeutet und Bund+Land bekommen das Geld von unseren Schwimmbadbesuchern).

Ich habe gerade mal nachgeschlagen, wie die Umsatzsteuer verteilt wird:
53,9 % bekommt der Bund
44,1 % bekommt das Land
2,0 % bekommt die Kommune

Also eine weitere Umverteilung von unten nach oben, während wir als Kommune immer mehr Aufgaben bekommen, für die wir keinen finanziellen Ausgleich bekommen. Z.B. geben wir neuerdings irrsinnig viel Geld für ein Baumkataster aus. Muss halt jetzt gemacht werden und wir als Kommune müssen schauen, wie wir es finanziert bekommen.

PS: Zur Kommune zählen auch der Landkreis, der in Gerolzhofen z.B. die Geomed-Klinik, die Realschule oder die Kompostanlage betreibt: Knapp die Hälfte unserer Einnahmen müssen wir als Kreisumlage abführen, unser Kämmerer hat ausgerechnet, dass wir von 1 Mio € Gewerbesteuermehreinnahmen – eine Steuer, die eigentlich den Kommunen zufließt – nur ca. 35%, also 350.000 €, für unseren Haushalt einplanen können, und den Rest verlieren wir durch die Kreisumlage und durch infolge der Mehreinnahme sinkenden Schlüsselzuweisungen.

Weihnachtliches Gerolzhofen 2016

Neulich wurde bei einer Geburtstagsfeier in der Rhön mit Gerolzhofen die weit und breit einmalige Giebelbeleuchtung assoziiert und die damit verbundene tolle Stimmung am Adventsmarkt.
Stimmt! Das ist einem oft nicht bewusst, wenn man sie täglich sieht.
Aber wenn ich mal vor meinem geistigen Auge die ganzen „schönen“ Städte in der Umgebung wie Bamberg, Rothenburg ob der Tauber, Volkach, Iphofen usw. abklappere, dürfte das wirklich niemand haben.
Also, geht mal abends durch unsere Stadt und lasst sie auf Euch wirken.
Hier mein Rundgang durch Gerolzhofen am 25.11.2016 mit der wunderschönen Giebelbeleuchtung.

 

Surfverhalten schützen – Stand November 2016

Vielleicht habt Ihr es mitbekommen: Über „irgendwelche“ Wege werden komplette Surfprofile von Benutzern erstellt und kommerziell vermarktet.
Es gibt also kommerzielle Anbieter, die eure komplette Browserhistory (incl. allem peinlichem) zum Verkauf anbieten.
Hier hat der NDR mit einer Scheinfirma ein Test-Paket angefordert, und es wurde ihnen mal eben als Auszug aus den Verkäufer-Datenbanken 3 Millionen Profile übermittelt. Wenn diese Händler mal eben so 3 Mio Profile als Testdaten rausschicken können, muss man wohl davon ausgehen, dass sie wohl Profile annähernd aller Internetbenutzer besitzen.
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/Nackt-im-Netz-Journalistenprofile-im-Verkauf,nacktimnetz108.html

 

Wie kann man Surfprofile Personen zuordnen?

Wenn ich als Werbetreibender, Hacker o.ä. auf die Browserinteraktionen Zugriff habe, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, aus den Browserdaten automatisiert die echten Personendaten zu erschließen: weil man sich zum Beispiel in einem Sozialen Netzwerk wie Facebook mit seinem echten Namen anmeldet, oder weil man in Online-Shops seine echte (Liefer- oder Rechnungs-) Adresse eingibt. Schon ist dem Browserverlauf eine echte Person zugeordnet.

 

Wie kommen Dritte an meinen Browserverlauf?

Es gibt zwei Wege: Den „nackten“ Browserverlauf kann man von außen mit Tracking-Cookies verfolgen.
Der „angereicherte“ Browserverlauf (der auch Inhalte wie eingegebene Daten auslesen kann), kann im Browser mit Addons abgezogen werden. Andere Wege wie gehackte PCs, Viren, aber auch Schutzmodule der Virenscanner will ich hier nicht behandeln.

Fangen wir beim „nackten“ Browserverlauf an.

Wegen des lokalen Bezugs und weil ich zahlender Kunde der Main Post bin, schaue ich mir diese Website mal genauer an. Ich lese sie sehr gerne online, weil es schneller und praktischer ist. Die Webseite ist auch gut gemacht, der Deep-Link zu den Gerolzhöfer Nachrichten http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/gemeinde.=97447-Gerolzhofen/ liefert mir genau, was ich lesen möchte.

Jetzt ist die Frage: Bin ich Kunde der Main Post oder bin ich Produkt für die Werbekunden der Main Post?
Hmmm, die Homepage MainPost.de bekommt bei meinem Aufruf (18.11.2016 17:05 Uhr) offenbar von 8 Parteien Geld oder andere Vorteile, nämlich von mir plus von diesen 7 Werbe- bzw. Trackinganbietern:

  • Mainpost.de (7): googletagservices.com | criteo.com | ioam.de | m-pathy.com | mookie1.com | nuggad.net | theadex.com

Dass mir die Main Post Werbung zeigen will ist OK, und manchmal kann die Werbung auch interessant sein. Aber warum zum Teufel verkauft die Main Post mein Surfprofil an 7 unterschiedliche Unternehmen?

2016-11-18-18_31_39-mainpost-de-_-mainpost-de-_-main-post

Wessen Interessen stehen da im Vordergrund? Und kann die Main Post überhaupt garantieren, dass dort keine schädliche Software dabei ist? Zumal Werbung neue Werbetracker nachladen kann – und dann auch noch ganz viele andere Skripte und Inhalte von anderen Servern nachgeladen werden, und jeder kann mich tracken.
Schalte ich den Werbefilter aus, greift mein Browser zusätzlich zu mainpost.de noch auf diese 32 Domains zu (18.11.2016 17:15 Uhr):

  • Mainpost.de (32): google.com | googleadservices.com | google-analytics.com | googleapis.com | googlesyndication.com | googletagservices.com | gstatic.com | 360yield.com | adform.net | adition.com | adnxs.com | adscale.de | adsrvr.org | adtech.de | criteo.com | doubleclick.net | ibillboard.com | ioam.de | ligadx.com | ligatus.com | m6r.eu | mathtag.com | meetrics.net | mookie1.com | m-pathy.com | mxcdn.net | nuggad.net | oms.eu | rubiconproject.com | t4ft.de | theadex.com | yieldlab.net

Jeder dieser 32 Server ist per se erst mal nicht vertrauenswürdig. Denn jeder dieser Server kann Sicherheitslücken haben und neben Trackingfunktionen auch Schadsoftware ausliefern. Viren, Würmer und Verschlüsselungstrojaner werden immer wieder über Werbung ausgeliefert: Wenn ich als Virenprogrammierer 0,30 € für einen Werbeklick zahlen muss, aber dann vom User 500 € fürs Entschlüsseln seiner Daten verlangen kann, ist das doch in Ordnung.

Verkauft nur die Main Post mein Surfprofil? Nein, gerade die großen Medienhäuser tun sich da viel mehr hervor:

  • Spiegel.de (7): google-analytics.com | ioam.de | vgwort.de | visualrevenue.com | adition.com | mxcdn.net | outbrain.com
  • Bild.de (8): emetriq.de | ioam.de | visualrevenue.com | mookie1.com | outbrain.com | smartadserver.com | yieldlab.net | tiqcdn.com
  • Sueddeutsche.de (12): googletagservices.com | googletagmanager.com | facebook.net | twitter.com | chartbeat.com | w55c.net | theadex.com | yieldlab.net | sitestat.com | emetriq.de | doubleclick.net | ioam.de
  • Rekordhalter ist: RTL.de (15): google-analytics.com | googletagservices.com | facebook.com | facebook.net | twitter.com | doubleclick.net | addthis.com | revsci.net | nuggad.net | smartclip.net | theadex.com | cloudfront.net | emetriq.de | ioam.de | optimizely.com

OK, Medienhäuser tracken mich alle. Wie sieht es denn beim Shopping aus?

  • eBay.de (5): google.com | googletagservices.com | bluekai.com | ioam.de | dobedtm.com
  • Idealo.de (4): google.com | googletagmanager.com | webtrekk.net | optimizely.com
  • billiger.de (3): ioam.de | adition.com | himediads.com
  • fluege.de (6): googleadservices.com | doubleclick.net | iadition.com | bing.com | oam.de | adtech.de
  • holidaycheck.de (8): googlesyndication.com | googletagservices.com | googletagmanager.com | amazon-adsystem.com | criteo.com | yieldlab.net | emetriq.de | newrelic.com
  • aldi.de (5): adform.net | flashtalking.com | adsrvr.org | etracker.com | etracker.de

Ich habe weiter oben von “peinlich” gesprochen. Wer sollte mich denn vielleicht besser nicht tracken?

  • YouP***.com (4): google-analytics.com | twitter.com | doublepimp.com | trafficjunky.net
  • Xhams***.com (2): google-analytics.com | trafficjunky.net
  • P***hub.com (3): google-analytics.com | doublepimp.com | trafficjunky.net
  • or***m.com (5): google.com | google-analytics.com | facebook.com | twitter.com | s**searchcom.com

Fällt was auf? Immer wieder Google, Facebook und Twitter. Und ob News, Shopping oder Schmuddelsites: Sie wissen ganz genau, was Du machst.

 

Gibt es überhaupt Seiten, die nicht tracken?

Klar, und man kann es sich auch denken: Die Seiten, die ihre Nutzerdaten nicht verkaufen wollen, tracken sie auch nicht. Hat ja auch nur Nachteile, Tracker einzubauen.

Hier habe ich mal rumgeklickt und wie erwartet waren da keine Tracker aktiv:

  • wikipedia.org (0)
  • bundesregierung.de (0)
  • kk-software.de (0)
  • gerolzhofen.de (0)
  • landkreis-schweinfurt.de (0)

Es gibt also noch viele Seiten, die die Privatsphäre der Benutzer achten.

Eher unerwartet, aber dann logisch:

  • facebook.com (0)
  • google.com (0)

Den beiden gehört ungefähr jeweils „30% des Internets“, und wie man oben sieht, trackt Google auf fast jeder Seite, und Facebook ist auch ganz oft dabei. Die möchten alle Daten sammeln und keine Daten rausgeben. Also lassen sie natürlich keine fremden Tracker auf ihre Seiten. Doch Facebook weiß natürlich perfekt, was du auf Facebook / Whatsapp / Instagram machst, und Google weiß perfekt, auf was du bei Google / YouTube machst.

Dann muss man wissen, dass der Markt für Onlinewerbung sehr verdichtet ist. Z.B. ist doubleclick.net ein Unternehmen von Google.
Weiter muss man davon ausgehen, dass darunter Werbefirmen sind, die die Benutzerprofile weiterverkaufen. Insbesondere wenn ein Unternehmen insolvent geht, sind die Benutzerprofile das wertvollste in der Insolvenzmasse.

 

Weiter geht es mit dem „angereicherten“ Browserverlauf, mit den

Browser-Plugins

Es liegt auf der Hand: Wenn man nicht will, dass in ein paar Jahren mal die persönliche Surfhistorie öffentlich im Internet auftaucht, muss man sich schützen. Das geht effektiv nur mit Browser-Plugins wie Werbefiltern.

Kommen wir also zu den Browser-Plugins. Anfang 2015 habe ich in diesem Post
https://www.facebook.com/arnulf.koch/posts/925883384112740 einen Schutz empfohlen, und die damalige Empfehlung ist nicht mehr aktuell. Damals habe ich schon explizit vor “Adblock Plus” gewarnt, da es ein Wolf im Schafspelz ist und selbst die Daten ihrer Nutzer zu (Werbe-) Geld macht. Siehe die Berichte von 2013: https://www.mobilegeeks.de/adblock-plus-undercover-einblicke-in-ein-mafioeses-werbenetzwerk/ und 2016: https://www.mobilegeeks.de/artikel/adblock-plus-verkauft-nun-werbebanner-hahahahahahaha/
Aber ich habe damals “Ghostery” empfohlen. Allerdings verdient “Ghostery” inzwischen sein Geld, indem es die Userdaten (angeblich “freiwillig” und “anonymisiert”) verkauft: https://netzpolitik.org/2016/nach-nacktimnetz-so-schuetzt-du-dich-und-deinen-browser/
Ebenso kritisch ist das Plugin “ProxyTube”, mit denen man Geo-geblockte Filme im Internet schauen kann, auch hier wurden Benutzerdaten verkauft, oder auch das Browser-Plugin „WOT – Web of Trust„.

Das gefährliche an diesen Plugins ist, dass sie vollen Zugriff auf die Inhalte der Webseite haben, also auch in Formulare eingegebene Benutzerdaten auslesen können, und dass sie immer auf jeder Seite aktiv sind. Ein Browser-Plugin kann Euch also vollständig überwachen.

Daher die dringende Empfehlung: Durchforstet regelmäßig alle Eure Browser-Plugins und entfernt alle Plug-Ins, die Ihr nicht zwingend braucht.

Und löscht die Cookies regelmäßig. Gerne auch mit einem externen Programm wie CCleanerhttps://www.piriform.com/ccleaner/download/standard

Benutzt AdwCleanerhttps://toolslib.net/downloads/finish/1/ und Malwarebyteshttps://de.malwarebytes.com/mwb-download/thankyou/

 

Welches Browser-Plugin zum Schutz?

Man darf also nur Browser-Plugins einsetzen, denen man wirklich vertrauen kann. Das ist bei ClosedSource quasi nicht möglich, selbst bei OpenSource ist es nicht ausgeschlossen, jedoch bei großen OpenSource-Projekten ist die Wahrscheinlichkeit des Missbrauches geringer. Hier gibt es im Moment (November 2016, und weil sich das leider auch ändern könnte, habe ich das Datum des Beitrags in die Überschrift aufgenommen) in meinen Augen nur ein Projekt, dem ich aktuell vertraue: uBlock Origin
Quellcode: https://github.com/gorhill/uBlock
Für Firefox: https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/ublock-origin/
Für Chrome: https://chrome.google.com/webstore/detail/ublock-origin/cjpalhdlnbpafiamejdnhcphjbkeiagm?hl=de

Und im uBlock Origin ruhig alle Filter aktivieren. Neben dem massiven Plus an Privatsphäre spart ihr euch einen ordentlichen Teil der Webseitenverbindungen zu all den Werbeseiten und habt als Zusatznutzen ein viel schnelleres Internet. Wenn euch infolgedessen Webseiten nicht reinlassen (wie bild.de oder sueddeutsche.de), dann ist das von deren Seite nachvollziehbar, aber dann muss man konsequent bleiben: Dann besucht man diese Seiten eben nicht.

Hier ein Blick in meine uBlock-Origin-Einstellungen:

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Damit habt Ihr in meinen Augen aktuell die beste Browsereinstellung mit einem guten Kompromiss aus persönlichem Schutz und trotzdem einer Teilhabe am modernen Internet und Social Media.

 

Content kostet Geld!

Aber wenn euch eine Webseite gefällt, vergesst nicht, sie für ihren Content zu bezahlen. Schließt ein Zeitungsabo ab, unterstützt (meist kleine) Webseiten mit Geld über flattr.com oder patreon.com, bucht den werbefreien Premium-Zugang zu Webseiten oder Foren. Contenterstellung kostet Geld und muss bezahlt werden.

 

Werbung an sich ist nicht negativ

Im Gegenteil: Für alle Beteiligten (Benutzer, werbende Unternehmen und Webseitenbetreiber) kann Werbung stark positive Effekte haben:

  • Für Benutzer sind sie eine Möglichkeit, auf interessante Produkte hingewiesen zu werden, die sie vielleicht nicht auf ihrem Radar hatten.
  • Für werbende Unternehmen ist es eine Möglichkeit, Benutzer darauf hinzuweisen, was für tolle Produkte sie haben.
  • Für Webseitenbetreiber ist es eine Möglichkeit, den Betrieb der Webseite und die Contenterstellung zu refinanzieren.

Aber bitte wie früher, wenn ich eine Zeitschrift am Kiosk gekauft habe: Anonym: Ohne dass alle meine Daten schon beim Überblättern an anonyme Werbezwischenhändler verkauft werden.

Dass heute meine persönlichen Surfdaten für 3 Werbebanner an 7 Datenkraken weitergegeben werden, ist einfach inakzeptabel und solange das der Fall ist, kann man sich nur mit einem Adblocker schützen.