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Zukunft der Bahnstrecke in Gerolzhofen

Die SPD hat mit dem Antrag, die Bahnstrecke entwidmen zu lassen, ein grundsätzliches Thema eröffnet, das wieder (nach Fachmarktzentrum und Kälberstall) sehr emotional diskutiert wird.

Vielleicht ein Tick zu emotional. Daher möchte ich wieder wie beim Artikel zum Fachmarktzentrum Argumente pro und contra Bahnstrecke sammeln, um eine möglichst gut fachlich fundierte Abstimmung vornehmen zu können.

Erste Bemerkung vorab:

Ich akzeptiere, dass die Bahn-Befürworter viele sachlich gut nachvollziehbare Argumente pro Bahn sammeln. Ich würde mich freuen, wenn die Bahn-Befürworter das gleiche von mir akzeptieren würden, dass auch meine Kontra-Argumente stichhaltig sind und auch wir – dem Thema Bahn unvoreingenommen gegenüberstehenden – Stadträte uns intensiv Gedanken machen und die vielen guten Pro- und Kontra-Argumente intensiv abwägen. Niemand entscheidet aus dem Bauch heraus oder von oben gelenkt oder sonst wie irrational. Gäbe es nur Pro-Argumente wie bei einem Wohn-Bauantrag, der sich an alle Vorgaben des Bebauungsplans hält, würde es auch einstimmig entschieden werden.

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Zweite Bemerkung vorab:
Ich fahre in großen Städten (zuletzt in Frankfurt, München, Hamburg, London) gerne im öffentlichen Schienen-Nahverkehr. Wenn ein dichtes Netz und ein enge Taktung gegeben ist, gibt es nichts besseres. In London fährt die Tube in Stoßzeiten im 90-Sekunden Takt. Man hat gerade die U-Bahn verpasst? Na gut, nimmt man halt die nächste in anderthalb Minuten.

Dritte Bemerkung vorab:
Man darf die Diskussion nicht vermischen: Hätten wir einen funktionierenden Schienennahverkehr, niemand würde ihn reduzieren wollen. Auch will ich nicht die Bahn in Frage stellen. Primär geht es um den Status Quo in Gerolzhofen: Eine verwilderte Strecke mitten durch die Stadt, mit gigantischem Investitionsstau, neben unseren neuem Baugebiet und ein Fremdkörper in der Stadt. Infrastrukturgebäude (Bahnhof, Lagerhalle) sind verkauft oder werden gerade abgerissen. Das ist unsere Ausgangslage: Kämpft man für die Wiederbelebung der Bahn unter diesen schwierigen Voraussetzungen oder kann man das Quartier zukunftsfähig entwickeln und auch beim Verkehr mit der Zeit gehen? Also Elektromobilität, Car-Sharing, Neue Mobilitätskonzepte als Mix aus selbstfahrenden Autos und moderner Vermittlung á la Uber.

 

Welche Aspekte gibt es bei der Thematik?

Bitte sendet mir weitere Pro- und Kontra-Argumente per E-Mail an koch@kk-software.de oder unten in die Kommentare, dann ergänze ich den Artikel.

 

1. Mobilität: Von A nach B kommen

  1. Pro: Man kommt mit der Bahn schneller von A nach B als mit dem Bus.
  2. Contra: Aber wirklich nur von A nach B. Da C, D, E, F, G, H und fast alle anderen Ortschaften im Altlandkreis Gerolzhofen (für die wir nach wie vor das wirtschaftliche, schulische und kulturelle Mittelzentrum sind) nicht an die Schiene angebunden sind.
  3. Contra: Volkach ist mit einer intakten Schiene an Würzburg angebunden.
    Sehr viele Volkacher arbeiten in Würzburg (Volkach hat Auspendler, Gerolzhofen Einpendler), Volkach ist 20% größer als Gerolzhofen, es gibt mit der ehrenamtlichen Mainschleifenbahn eine starke Schienenlobby.  Wenn das Geld zum Betrieb von Regionalbahnen angeblich bereitsteht, warum gibt bei den guten Volkacher Voraussetzungen es keinen Schienennahverkehr in Volkach?
    Welche Voraussetzungen sollen in Gerolzhofen besser sein mit weniger Pendlern, weniger Einwohnern, weniger vorhandener Schieneninfrastruktur, dass Geld zuerst nach Gerolzhofen fließt und nicht zu anderen Städten?
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2. Entlastung der Straßen

  1. Pro: Jeder Zug entlastet die Straßen. Ein Personenzug vielleicht um 1-2 Busse, ein Güterzug vielleicht um 1-10 LKW
  2. Contra: Die Straßen werden nachweislich genutzt.
    Die Schiene wird nachweislich nicht genutzt.
    Die Schiene wurde nachweislich nicht genutzt, auch als es noch technisch möglich war.
    In welches System soll man investieren und ausbauen? In ein aktiv genutztes oder ein ungenutztes System?

 

3. Umweltverträglichkeit

  1. Differenziert: Ist ein Zug wirklich effizienter als ein Bus?
    Busse (ca. 12 Tonnen Leergewicht) können problemlos in verschiedenen Größen je nach Bedarf vorgehalten werden. Vom 50-Sitzer mit rund 40 Liter Verbrauch auf 100 km über mittelgroße Busse mit 30 Liter Verbrauch bis hin zu Sprintern mit 10 Liter Verbrauch oder Linientaxis mit 6 Liter Verbrauch.
    Ein Zug muss immer 63 Tonnen Leergewicht bewegen (>5x Bus) und verbraucht so mind. 70 Liter Diesel pro 100 km. Erst ab ca. 80 Fahrgästen ist ein Nahverkehrszug umweltfreundlicher als ein Bus. Ein Zug mit nur 8 Fahrgästen ist eine umwelttechnische Katastrophe.
    Ich denke, mann kann folgern:

    • Eine voller Personenzug ist effizienter als ein voller Bus
    • Ein halbvoller Personenzug ist ineffizienter als ein halbvoller Bus
  2. Contra: Gerolzhofen-Schweinfurt wird erst mal lange Zeit eine Stichstrecke bleiben. Zu den Randzeiten von Schulen und Betrieben könnte eine Auslastung in eine Richtung gegeben sein, dazwischen wird viel Stahl mit wenig Nutzlast bewegt.

 

4. Entwicklung von Gerolzhofen

  1. Pro: Ein Bahnanschluss macht Gerolzhofen attraktiver. Eine Einbindung in das Bayerticket würde insbesondere Freizeitreisen von und nach Gerolzhofen vereinfachen.
  2. Contra: Die Bahnlinie zerschneidet Gerolzhofen im Westen wie die B286 es im Osten tut. Wären beide Strecken jeweils 1-2 km weiter außen, hätte Gerolzhofen erheblich mehr Entwicklungspotential. Das Bahngründstück hat innerhalb der Gerolzhöfer Bebauung zwischen Weißer Marter und dem neuen Nützelbachbaugebiet ca. 43.000 m² Fläche. Wir könnten Gerolzhofen wieder in der Mitte mit Neubaugebieten weiterentwickeln und müssten es nicht an den Stadträndern tun (Flächenverbrauch und Flächenversiegelung, hohe Erschließungskosten, schwierige Verkehrsanbindung, Konflikte mit Anwohnern, die an der aktuellen Randlage eine unverbaute Sicht haben). Eine Entwicklung des Bahngeländes mit Wohnbebauung – gerade mit dem dann neuen Edeka- und Nettomarkt nebenan – wäre die perfekte Lösung für die Entwicklung Gerolzhofens der nächsten 15 Jahre.
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5. Nutzen für Gerolzhofen

  1. Contra: Güterverkehr
    Im ersten Schritt soll nur ein Nutzer in Kitzingen von der Strecke profitieren. Kitzingen ist am Fernbahnnetz angeschlossen und hatte mal eine Eisenbahnbrücke über den Main. Die Stadt Kitzingen sollte das Kitzinger Gewerbegebiet an die Kitzinger Bahnlinie anschließen. Eine kleine Eisenbahnbrücke parallel zur Nordtangente reicht. Warum muss sich Gerolzhofen Gedanken drüber machen, wie die Verkehrserschließung von Kitzinger Gewerbegebieten erfolgt? Und warum sollen die Güterzüger 1600 Meter durch Gerolzhöfer Wohngebiete fahren, wenn den Kitzingern exakt 780 Meter zwischen den beiden Bahnstrecken fehlen und die Streckenführung dort durch Industriegebiete führt.
  2. Contra: Belästigungen durch Bahnfahrten
    Alt-Gerolzhöfer, die an der Bahnschiene wohnten, erzählen von erheblichen Erschütterungen, wenn die Züge vorbeiführen. Als Gerolzhöfer Stadtrat sehe ich bei der Eröffnung der Strecke für Güterverkehr keinen Vorteil für die Gerolzhöfer Bürger.
  3. Pro: Personenverkehr
    Der zweite Schritt soll Personennahverkehr zwischen Gerolzhofen und Schweinfurt sein. Unbestritten gibt es diesen Bedarf und mit einer aktiven Personen-Bahnverbindung Gerolzhofen-Schweinfurt wäre Gerolzhofen attraktiver als ohne eine Bahnverbindung. Ein Kappen der Verbindung am alten Bahnhof würde die Belastung in Grenzen halten, nur die stark befahrende Frankenwinheimer Straße – deren Verkehr mit der Eröffnung der Supermärkte weiter zunehmen wird – würde von einer Schrankenanlage unangemessen stark eingeschränkt werden.
  4. Differenziert: Personenverkehr
    Aber noch viel mehr Pendler gibt es zwischen Volkach und Würzburg. Warum gibt es da keine Regionalbahn? Die Strecke Gerolzhofen-Schweinfurt war lange betriebsbereit? Warum gab es da keine Regionalbahn? Welche Rahmenbedingungen haben sich in der Zwischenzeit verändert, dass jetzt das Geld sprudeln sollte?
  5. Contra: Bus- und Transportunternehmen in Gerolzhofen
    Wir haben in Gerolzhofen erfolgreiche Bus und Transportunternehmen, die überregional bedeutsame Größe haben, in Gerolzhofen Arbeitsplätze schaffen und in Gerolzhofen Gewerbesteuer zahlen. Auf der anderen Seite stehen Interessen von Konzernen und Investoren, die keinen Bezug zu Gerolzhofen haben. Ein Fokus meiner Arbeit liegt in der Stärkung der Gerolzhöfer Finanzen und ganz besonders in der Stärkung der Gerolzhöfer Unternehmen. Wäre Schaeffler mit ihrem Logistik-Zentrum nach Gerolzhofen gekommen und so zu einem Gerolzhöfer Unternehmen geworden, würde ich für deren Gleisanschluss kämpfen. Jetzt sollen ihn die Kitzinger bauen, wie gesagt, sie haben nur 780 Meter Lücke.
  6. Differenziert: Richtung des Transportbedarfs
    Gerolzhofen hat ein positives Pendlersaldo von über 500 Menschen. Wir brauchen also einen guten Nahverkehr. Eine Umfrage in meinem und anderen Unternehmen hat aber gezeigt, dass viele Gerolzhöfer Arbeitnehmen neben Gerolzhofen aus dem Altlandkreis und dem Steigerwald kommen. Hier leistet eine Bahnanbindung keinerlei Vorteile. In meinem Betrieb beispielsweise kommen 40% der Arbeitnehmer aus Gerolzhofen, 7% aus Schweinfurt (die vom Bahnanschluss profitieren würden) und 53% aus Gemeinden ohne Bahnanschluss. Hauptziel der Stadtentwicklung muss es sein, Einpendler zu Bürgern zu machen.
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6. Idee Haltestelle Dreimühlenstraße

  1. Differenziert: Schüler, die nach Gerolzhofen kommen
    Nur Schüler aus Alitzheim und Sulzheim der 5. – 10. Klassen kommen nach Gerolzhofen. Ab Grettstadt orientieren sie sich wenn möglich nach Schweinfurt. Nur wenn die Schulen in SW keine weiteren Schüler aufnehmen, kommen auch Schüler aus Grettstadt oder Gochsheim nach Gerolzhofen. Mit geburtenschwachen Jahrgängen sind kaum noch Schüler aus dieser Richtung zu erwarten.
    Und dann bleibt wieder das Problem „von A nach B“: Die Schüler im Gymnasium kommen von Wustviel, Geusfeld, Michelau, Dingolshausen, Donnerdorf, Oberschwarzach etc.  – alle NICHT an der Schiene.
    Mittelschule ähnlich, zum Beispiel: Großgemeinde Kolitzheim
  2. Contra: Schüler, die nach Schweinfurt fahren
    Aktuell kann ein Schüler aus Gerolzhofen in den Bus einsteigen und zum Beispiel am Beruflichen Schulzentrum in SW aussteigen. Künftig würde er am Hauptbahnhof in SW umsteigen? Das ist kein Zeitgewinn und man braucht trotzdem für Teilstrecken einen Bus.
  3. Differenziert: Angestellte, die nach Gerolzhofen pendeln
    Nur Angestellteaus dem Gewerbegebiet Alitzheimer Straße könnten von einer Haltestelle an der Dreimühlenstraße profitieren. Die anderen sind fußläufig zu weit entfernt. Haben die großen Betriebe (St. Gobain, Döpfner, Ludwar, Hiestand) jeweils die gleichen Schichtanfangszeiten?
  4. Differenziert: Angestellte, die in Richtung Schweinfurt pendeln
    Die Angestellten nutzen doch jetzt auch nicht den Personennahverkehr mit Bussen, obwohl Busse eine engere Taktung fahren (bei der Bahn ist stündlich im Gespräch, der Bus fährt früh zwischen 5:40 Uhr und 8:40 Uhr bis zu 9x ab Gerolzhofen ab, bei der Bahn wäre das maximal 4x in dem Zeitraum) und flexible Haltestellen in der Stadt anfahren. Was sollte einen Angestellten dazu bewegen den Zug zu nehmen, wo er sich zeitlich und örtlich sogar mehr einschränkt als mit dem Bus?

 

7. Vergleich mit Alternativen

  1. Differenziert: Mobilität und ÖPNV ist essenziell für den ländlichen Raum. Die Bahn ist nur ein Bestandteil eines Mobilitäts- und ÖPNV-Konzeptes. Ein Bus ist ähnlich effizient, benötigt keine exklusive Infrastruktur und kann viel flexibler angepasst und eingesetzt werden. Bis hin zu einer effizienten Beförderung von weniger als 5 Fahrgästen (siehe das Landkreis-Konzept Linientaxi).
  2. Differenziert: In jedem Fall sollte der Busfahrplan ausgebaut werden:
    1. Engere Taktung
    2. Mehr Express-Verbindungen Gerolzhofen Busbahnhof <–> Schweinfurt Busbahnhof ohne Zwischenhalt
    3. Keine unterschiedlichen Fahrpläne zwischen Schulzeit und Schulferien.
  3. Pro: Zugfahren ist bequemer
    Es gibt weniger Zwischenstopps, weniger Beschleunigungen und Abbremsungen.
    Vermutlich dürfte Zugfahren auch sicherer als Busfahren sein. ABER: Zufahren auf eingleisigen Strecken ist erheblich unsicherer als auf zweigleisigen Strecken. Die meisten Zugunglücke geschehen auf eingleisigen Strecken.
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8. Finanzierung

  1. Contra: Die alte Bahnverbindung wurde wegen fehlender Subventionen eingestellt. Eine Finanzierung war nicht darstellbar.
    Die Stecke war bis vor einigen Jahren generell befahrbar. Wenn es seit einigen Jahren angeblich keine Finanzierungsprobleme mehr geben sollte, warum wird sie dann nicht genutzt?
    Niemand würde einen Service Gerolzhofen-Schweinfurt einstellen wollen!

 

9. Kritische Hinterfragung von Pro-Argumenten

  1. Differenziert: Es werden am Tag vielleicht 2 Güterzüge fahren, wofür die Aufregung?
    Gegenfrage: Wofür dann den Aufwand? Für 2 Güterzüge sollen Millionen in eine Infrastruktur investieren, die bei Inversition in Straßen (z.B. Ausbau B286) rund 50.000 Anwohnern täglich nützt? Ist das wirklich verhältnismäßig?
  2. Differenziert: Die LKWs fahren dann nicht auf der Schnellstraße an Geo vorbei.
    Der einzige Nutzer der Bahnschiene soll das Schaeffler Logistikzentrum sein. Das Schaeffler Hauptwerk steht in Herzogenaurach. Dass das Logistikzentrum nicht nach Schweinfurt gebaut wurde, zeigt ja, dass es auch für andere Produktionsstandorte Waren verteilen wird. Die LKWs von Herzogenaurach werden bestimmt nicht an Gerolzhofen vorbeifahren, wenn sie nach Kitzingen wollen. Mit den Zügen bekämen wir also Güterverkehr, der sonst nie bei Gerolzhofen vorbeigefahren wäre.
  3. Differenziert: Bahnanschluss wird immer wichtiger
    Natürlich wird es immer Unternehmen geben, die die Bahn benötigen. Aber die Beobachtung der meisten Unternehmen mit ehemaligen Bahnanschluss ist es doch, dass die Bahnschienen auf den Gelände zugeteert sind und die Logistik über LKWs erfolgt. Dies gilt insbesondere, da Deutschland inzwischen kaum noch echte Massenproduktion hat, sondern dank technischem Fortschritt “Losgröße 1” hocheffizient machbar ist und spezialisierte Teile Just-in-Time liefert. Eine Werksbesichtigung im Audi-Werk war beeindruckend, denn hier war zu sehen, dass die Zulieferer Monate im Voraus die Bestellung bekommen, zu welcher Minute in 4 Monaten welche Teil-Konfiguration an welcher Stelle im Werk sein muss. Gab es früher z.B. einen Autositz, den man 100.000x mit einem Eisenbahnwagon ins Werk liefern konnte, gibt es bei der Fülle an Stoffen, Farben, Muster, elektrischer Verstellung, Heizung heute über 100.000 verschiedenen Sitzvarianten, die teilweise wirklich nur 1x produziert werden – und dann natürlich nicht mit einer Eisenbahn sondern Just-in-Time mit einem LKW transportiert werden. Jetzt kann man das Lager auf der Straße schlechtheißen, aber diese Flexibilität ist ein elementarer Bestandteil unserer, d.h. der deutschen Wettbewerbsfähigkeit, gerade gegenüber Ländern, in denen 1 € Stundenlohn eher teuer ist.
    Ich erlebe in meiner persönlichen Erfahrung, dass ein Bahnanschluss immer häufiger zugeteert und somit unwichtiger wird.Wie sieht die Statistik aus? Wenn etwas immer wichtiger wird, wächst es. Internetbandbreite wächst exponentiell, Größe von SD-Speicherkarten wächst exponentiell. Der Schienengüterverkehr – naja, seht selbst:

    Statistik-Strasse-Schine

  4. Absurdes Argument: Kommunen mit Bahnanschluss schätzen ihn als sehr wichtig ein
    Ja, stimmt. Hätten wir eine aktive Bahnverbindung, würde ich drum kämpfen. Wie es CSU-Stadträte vor mir bei der Schließung getan haben.
    Was ist mit internationalen Verkehrsflughäfen? Oder Seehäfen? Oder Opern? Oder Fußball-Bundesligamannschaften? Eine Umfrage unter Städte mit ebendiesen Einrichtungen werden ebenfalls bestätigen, dass diese Einrichtungen wichtig sind für die Attraktivität der Stadt und der Stadt einen Standortvorteil bringen. Kommen demnächst Forderungen nach einem Verkehrsflughafen für Gerolzhofen (ich hätte nichts dagegen, ich wäre Nutzer vom ersten Tag an)? Oder eine Oper (wieder: ich hätte nichts dagegen, ich wäre Nutzer vom ersten Tag an)?
    Natürlich bringt das alles Wettbewerbsvorteile, aber wenn ich nichts von dem habe und nur über begrenzte Ressourcen verfüge, die ich sinnvoll investieren muss, dann muss ich sie intelligent investieren. Mit dem größten Nutzen für die Gemeinschaft.

 

10. Andere Aspekte

  1. Eigentum an der Bahnlinie
    Es muss sichergestellt sein, dass nach einer Entwidmung (sei es jetzt, in 10 Jahren oder nie), die Stadt wieder – wie vor der Bereitstellung der Fläche für die Bahn – in jedem Fall das Eigentum an den Flächen enthält.
    Folgendes fiktive Szenario darf nicht eintreten: Jemand kauft die Strecke, im jetzigen Zustand für 1 Mio €, hält sie ein paar Jahre bereit, doch am Ende ergibt es sich nicht, dass sie betrieben werden kann. Sie wird entwidmet und auf einmal gehören jemanden 43.000 m² Fläche á 105 €/m² = 4,5 Mio € zentralste Gerolzhöfer Lage.
    In den anderen Orten entlang der Strecke wird es ähnlich aussehen. Der Bodenwert für Wohnbebauung dürfe insgesamt einen deutlichen zweistelligen Millionenwert haben.
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200 MBit Internet in Gerolzhofen

Die durchschnittliche Bandbreite in Deutschland ist 11,5 MBit.
12,5% der Deutschen surfen mit mind. 50 MBit.
Gerolzhöfer surfen jetzt mit 200 MBit. Diese Bandbreite dürfte aktuell vermutlich höchsten 1% der Deutschen zur Verfügung stehen.

Ich denke, man kann durchaus sagen (von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen): Deutschlands schnellstes Internet für unter 40 € im Monat gibt es in Gerolzhofen!
Ich bin gespannt, wie die Telekom darauf reagieren will. Plant sie wirklich, da mit VDSL50 gegenzuhalten? Oder kommt irgendwann der Glasfaserausbau FTTH endlich mal in die Gänge?

Als Internet-Nerd und Breitbandreferent der Stadt habe ich die neue Geschwindigkeit natürlich sofort gebucht. Heute wurde die neue Fritz!Box geliefert und es hat alles auf Anhieb geklappt. 200 MBit! Ich bin begeistert!

Der Router synchronisiert mit 212 MBit im Downstream und 12,7 MBit im Upstream:

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Speedtest

Auf diversen Speedtest-Seiten erreicht man knapp die versprochenen 200 MBit. Allerdings hatte ich mehrere PCs an, die evtl. noch etwas Netzwerkaktivität hatten. Ich muss mal schauen, ob man in einer optimalen Bedingung nicht sogar die 200 MBit erreicht:

2016-03-03 12_51_02-Test _ Breitbandmessung

In der Praxis

Ist das in der Praxis relevant? Liefert die Gegenseite überhaupt so viel Bandbreite?
Hier habe ich mal ein Video von YouTube runtergeladen: 23,9 MByte/Sek. sind 191 MBit. Man hat also schon einen deutlichen Vorteil:

2016-03-03-12_53_20-4k-Video-Downloader-a

Zukunftsaussichten

2014 hat Kabel Deutschland 100 MBit angekündigt und innerhalb von 5 Jahren (also bis 2019) für Bayern Bandbreiten von 600-800 MBit versprochen.
Geliefert wurde bisher:
2012: 50 MBit
2014: 100 MBit
2016: 200 MBit
Setzt man diesen Trend fort (2018: 400 MBit, 2020: 800 MBit), könnten 600 MBit in 2019 realistisch sein.

Die DOCSIS-3.x-Kabeltechnologie ist spezifiziert für 10.000 MBit Downstream und 1.000 MBit Upstream, vor einem Jahr meldete AVM (Hersteller der Fritz!Box), dass man aktuell Endgeräte hat, die 1.700 MBit Downstream und 240 MBit Upstream verarbeiten können. Ich würde es so einschätzen, dass die Technologie in 3 Jahren für 800 MBit bereit sein wird.

Auch das Backbone von Kabel Deutschland scheint leistungsstark zu sein. Zu mindestens in unserer Umgebung. Hört man von den Großstädten, dass hier Kabel Deutschland die versprochene Bandbreite nicht immer liefern kann, so ist mir in den letzten 12 Monaten nur ein Tag in Erinnerung, an dem „das Internet langsam war“. Ansonsten hat Kabel Deutschland immer die 100MBit geliefert.

Und wer in der Umgebung jammert, dass er immer noch mit 16 MBit T-DSL (oder weniger) surft, dem kann geholfen werden: In Gerolzhofen erschließen wir gerade zwei neue Wohnbaugebiete und ein neues Gewerbegebiet: Es gibt also genug Raum für alle mit hohem Breitbandbedarf!

Info-Starterpaket Gerolzhofen

Als Neubürger an Gerolzhofen interessiert? Insbesondere was hier los ist?
Wenn man auf Facebook aktiv ist, kann es sich lohnen einige Akteure zu abonnieren (auch ohne Facebook-Freundschaft kann man über „Abonnieren“ die öffentlichen Posts der Personen verfolgen) und so einen guten Einblick in die Aktivitäten der Stadt zu bekommen.

Ich trage hier einen Start zusammen:

 

Die Stadträte verbreiten sehr viele Infos und Veranstaltungen weiter, ein Abo lohnt sich:

Stadträte CSU

 

Stadträte SPD

 

Stadträte Freie Wähler

 

Stadträte DIE JUNGEN

 

Stadträte BfG

 

Stadträte Geo.net

 

Seiten aus Gerolzhofen

 

Disco & DJs

 

Kneipen & Essen

 

Pizzerien

 

Noch mehr Essen

 

So, wenn man den Personen, Gruppen und Seiten auf Facebook folgt sollte man fast alle Aktivitäten in Gerolzhofen mitbekommen.

 

Wohnungen in Gerozhofen

 

Und für User ohne Facebook gibt es natürlich die Homepage der Stadt:

Flüchtlingshilfe und Größenordnungen im Staatshaushalt

Über die Flüchtlingshilfe wird im Moment intensiv diskutiert und die Aufnahme stellt uns vor große Herausforderungen.
Aber das ist kein Grund, nicht faktenbasiert über das Thema zu reden. Insbesondere was die Kosten betrifft.

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Ich persönlich habe jetzt angefangen, Facebook-Freunde zu entfreunden, wenn sie zuviel von diesen Hass-Texten teilen, z.B. diesen Kindergarten-Text: Der Text geht irgendwie in der Form „Stellen wir uns einfach mal vor…Kindergärten würden im selben atemberaubenden Tempo wie Asylheime aus dem Boden schiessen….“ und dann kommt eine sehr lange Auflistung von angeblich fehlenden Wohltaten für Deutsche, die Flüchtlinge angeblich erhalten (z.B. ein Willkommensgeld, das es nicht gibt).

Die Ursprungsposter wollen bösartig hetzen, nicht die Wahrheit verbreiten, denen kann man erst mal keinen Vorwurf machen, das machen sie gut.

Nur wenn es jemand weiterverbreitet muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, dass er entweder ebenfalls bösartig hetzen will oder ein Informationsdefizit hat (ich will jetzt nicht schreiben „dumm ist“). Im Gegensatz zu anderen Ländern ist unser Staatswesen sehr transparent und man kann alle Informationen selbst nachprüfen (soweit, dass man jeder Entscheidung im Stadtrat, Landtag, Bundestag persönlich beiwohnen kann, denn die Haushaltsbeschlüsse sind öffentlich).

Bevor ich auf inhaltliche Details eingehe, gebe ich erst mal einen Überblick über unsere Finanzlage.
Die Flüchtlinge werden uns dieses Jahr nach Schätzungen ca. 10-15 Mrd. € kosten (bei 80,62 Mio Einwohner sind das 124 € – 186 € pro Einwohner und Jahr). Ist viel Geld, aber ich glaube manchmal, viele wissen nicht, wie groß unser Haushalt ist und sind nicht in der Lage, das in Relation zu setzen.

Hier ein paar Vergleichszahlen

Das gibt der Bund von unseren Steuern für uns aus:

Haushalt des Bundes 2015: 301,6 Mrd. € (3.741 € /Ew)

Größte Ausgaben:

  • Bundesministerium für Arbeit und Soziales gesamt 125,6 Mrd. € (1.558 € /Ew)
    • davon Unterstützung zur Rentenkasse: 90,37 Mrd. € (1.121 € /Ew)
    • davon 2. & 3. Buch Sozialgesetzbuch („Harz 4“): 33,12 Mrd. € (411 € /Ew)
  • Bundesministerium der Verteidigung (“Bundeswehr”): 32,97 Mrd. € (409 € /Ew)
  • Bundesschuld („Zinszahlungen“): 24,34 Mrd. € (302 € /Ew)
  • Bundesministerium für Verkehr (“Straßenbau”): 23,28 Mrd. € (289 € /Ew)
  • usw., mehr Infos unter http://www.bundeshaushalt-info.de/startseite/#/2015/soll/ausgaben/einzelplan.html

 

Dann geht’s weiter mit dem Land, hier Zahlen von Bayern (12,44 Mio Einwohner):
Haushalt Bayern: 51,14 Mrd. € (4.110 € /Ew)
Größte Ausgaben:

 

Dann geht es weiter auf die kommunale Ebene, hier Werte für Gerolzhofen (6800 Ew.):

 

Wer auf seinen Lohnzettel schaut, sieht weitere Haushalte, nämlich die Sozialversicherungen, allen voran die Krankenversicherung und Rentenversicherung, aber auch die gesetzliche Pflege-, Unfall-, Arbeitslosen- und weitere Versicherungen

  • Ausgaben Sozialversicherung: 513,3 Mrd. € (6.367 € /Ew)
    • davon Ausgaben Deutsche Rentenversicherung: 253,4 Mrd. € (3.143 € /Ew bzw. 10.217 € /Rentner)
    • davon Ausgaben gesetzliche Krankenversicherung: 176,0 Mrd. € (2.183 € /Ew bzw. 3.327 € /Versichertem)
  • usw., mehr Infos unter https://www-genesis.destatis.de/genesis/online/

 

Ganz grob geben wir für Bund (3.741 €), Land (4.110 €), Kommune (2.989 €) und Sozialversicherung (6.367 €) im Jahr 17.207 € aus und bekommen das Geld natürlich auch in gleicher Höhe zurück, denn es verschwindet ja nicht (auch wenn man am Stammtisch oft diese Meinung hört, aber irgendjemand finanziert unsere Straßen, Schulen, Renten, Krankenhäuser, Demokratie, etc.).

Ich habe ja bei jedem Punkt die Quellen mit angegeben, da kann sich jeder weiter einlesen und von einem aufgeklärten Bürger erwarte ich so etwas eigentlich auch.

Und jetzt kommen wir zu den Kosten für die Flüchtlinge. Das sind bei 10 – 15 Mrd. € ca. 124 € – 186 € pro Einwohner, also ca. 0,74% bis 1,08 % unserer staatlichen „Transferleistungen“.
Weit weniger als uns die Inflation jährlich kostet oder weit weniger als wir durch die Krisen im Moment gewinnen: Dank Euroverwässerung durch Griechenland etc. zahlen wir ja im Moment ja kaum noch Zinsen, weder als Staat, noch wenn wir z.B. privat bauen oder als Unternehmen investieren (vor 10 Jahren noch rund 5% p.a., heute weniger als 2,5% p.a.).

Nun zu den „Argumenten“, die man immer wieder liest:
„Würde der Staat mal so viel Geld für …. [Kindergärten, Schulen, Rentner, was auch immer] ausgeben“ -> Wie man sieht, gibt der Staat ein vielfaches dafür aus. Z.B. Kindergärten: In England kostet ein Kindergartenplatz rund 1500 € im Monat. Und den müssen die Bürger selbst zahlen, was z.B. viele Frauen von der Beschäftigung abhält, denn spätestens ab dem 2. Kind kann man vom 2. Gehalt den Kindergarten nicht mehr bezahlen und es ist wirtschaftlicher nicht mehr zu arbeiten.
Bei uns kostet ein Kindergartenplatz ähnlich viel, aber bei uns ist eine Aufteilung, dass 40% das Land, 40% die Kommune und nur 20% die Eltern zahlen. Und z.B. bei uns in Gerolzhofen zahlt die Kommune noch mal einen Sonderzuschuss, dass die Eltern nur noch rund 10% der Kosten bezahlen.

Dann wird in den Hass-Texten auf Mangel hingewiesen: Das ist ein kommunalpolitisches Thema, das hat jeder selbst in der Hand: Wählt die Stadträte/Gemeinderäte, die Euch Kindergärten bauen. In Gerolzhofen können wir von der Krippe an (weit unter 1 Jahr) für jedes Kind ein Kindergartenplatz anbieten. Während wir bei Flüchtlingsnotunterkunften einen Mangel haben und daher jede Woche neue einrichten, gibt es diesen Mangel in der Form bei Kindergärten einfach nicht.

Weiter wird in den Hass-Texten immer wieder auf kostenlose Leistungen hingewiesen, die ein Flüchtling erhält, aber ein Deutscher angeblich nicht erhalten würde. Wenn jemand bei uns nicht in der Lage ist, sein Leben selbst zu erwirtschaften, bekommt er vom Staat auch alle Leistungen bezahlt. Es wird organisiert, dass die Kinder auch am gesellschaftlichen Leben (Vereine, Schulausflüge, etc.) teilnehmen können. Während der Flüchtling sein Mittagessen als Sachleistung bekommt und sich nicht aussuchen kann, was er zu Essen bekommt, bekommt ein ALG-II-Bezieher Geld von der Gemeinschaft und kann selbst entscheiden, welches essen er sich kochen will.
Während die Flüchtlinge zu Hunderten in Notunterkünften, teilweise in Zelten und auch später eng in großen Gruppen untergebracht sind, bekommt ein ALG-II-Bezieher immer eine eigene Wohnung von der Gemeinschaft.

Den Status-Quo können wir uns finanziell also problemlos leisten: es kostet uns rund 1% unser staatlichen Ausgaben und die anderen 99% kommen nach wie vor bei den bisherigen Empfängern an. Und es sind eigentlich nicht 99% sondern nach wie vor 100%, da wegen Flüchtlingen nichts anderes gekürzt wurde und wir müssen nicht mal neue Schulden für die Flüchtlingskosten aufnehmen, da wir im Moment einen ordentlichen Haushaltsüberschuss haben (leider nur auf Bundes- und Landesebene, die Kommunen – z.B. unsere Stadt Gerolzhofen – werden mit ihren Aufgaben direkt am Bürger eher alleine gelassen und häufen im Moment noch Schulden auf).

Im Kleinen, also bei uns vor Ort, muss eine Willkommenskultur herrschen, denn nur so kann eine Integration gelingen. Und auch wieder für Gerolzhofen kann ich voller Stolz sagen, dass dies der Fall ist: Täglich gibt es 4 Schichten in Asylcafe und Kleiderkammer mit jeweils 5-7 ehrenamtlichen Helfern pro Schicht und die Schichten sind voll. Die Bevölkerung spendet Kleidung und andere Basics und es funktioniert einfach.

Und die große Politik handelt ja: Es wird diskutiert, wie man die Lasten besser auf Europa verteilen kann, wie man die Partner überzeugt, aber auch das die Schritte wohlüberlegt sein müssen: Offene Grenzen in Europa sind das Ergebnis eines jahrzehntelangen Prozesses zwischen ehem. Kriegsgegnern, die zu Freunden geworden sind. In den Grenzregionen arbeiten und shoppen die Leute ganz selbstverständlich auf der anderen Seite der Grenze. Gerade in den Grenzregionen ist Europa eins. Will man diese Errungenschaften wirklich wegen +-1% Haushaltseinsparung aufs Spiel setzen?

Nur Sonnenschein?

Nein, natürlich nicht! Was ich als größtes Problem sehe, ist die kurzfristige Organisation. Wenn in München am Tag 10.000 Flüchtlinge ankommen, müssen an dem Tag 10.000 Betten organisiert werden. Und am nächsten Tag weitere 10.000 Betten. Auf unseren Landkreis runtergebrochen bedeutet das bei 71 Landkreisen und 25 kreisfreien Städten, dass unser Landkreis 10.000 / 96 = 104 Flüchtlinge aufnehmen müsste – pro Tag. Das ist eine Turnhalle, die man braucht – Tag für Tag. Plus Organisation, plus Verwaltungsmitarbeiter, plus Security & Catering, plus ehrenamtliche Helferkreise.

Das Schließen der Grenzen ist ein harter Schritt, aber vermutlich eine der wenigen Aktionen, mit denen wir Europa zum Handeln bewegen können.

Gleichzeitig müssen wir Mittel bereitstellen, um die Lage in syrischen Anrainerstaaten (Türkei, Libanon, Jordanien) zu verbessern, die europäischen Grenzstaaten (v.a. Italien, Griechenland, Ungarn) finanziell unterstützen, damit sie Flüchtlingsunterkünfte bereitstellen, und die Frage ist, ob unser Gewicht als starker Handelspartner für die reichen Golfstaaten nicht in die Waagschale geworfen werden kann, um sie zur Aufnahme von Flüchtlingen zu bewegen (Hebel könnten sein: Einkauf von Öl, Landerechte für die Golf-Airlines in Europa, Einstellung Waffenlieferung usw.).

Fazit

Wir sollten zusammenhalten und Flüchtlingen vor Ort großzügig Hilfe geben. Wir sollten uns nicht vor Ort am Stammtisch oder bei Facebook über die große Asylpolitik zerfleischen. Wenn Ihr “asylkritisch” seid, geht auf Demos gegen die Regierung, nicht gegen das Flüchtlingsheim. Postet Eure Angriffe in die Facebookseite der Bundesparteien, nicht in sozialen Gruppen der Stadtgemeinschaft.
Hass wird das Flüchtlingsproblem nicht lösen – aber unsere Gesellschaft beschädigen.

 

Update 17.09.2015: Siehe auch meine Antwort in den Kommentaren: #comment-51

Gedanken zu Fachmarktzentren

In Gerolzhofen entsteht gerade eine Phantomdebatte. Gegenüber der Go-Kart-Bahn könnte ein Fachmarktzentrum entstehen. Soetwas wie in Volkach: Ein Lebensmittelmarkt, eine Drogerie, ein günstiger Kleidungsdiscounter, ein günstiger Schuhdiscounter und noch 1-2 Geschäfte, alle versammelt um einen großen zentralen Parkplatz.

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Nach meinem Wissensstand als Stadtrat und Wirtschaftsreferent ist da im Moment noch nichts dran außer Gedankenspiele. Es gibt noch keine konkreten Anfragen, es gibt definitiv keinen Bebauungsplan, es wurde kein Land erworben.

Trotzdem gab es bereits mehrere Versammlungen bzw. Einladungen dazu, insbesondere von gerolzhofenAKTIV, dem ich als Gerolzhöfer Gewerbetreibender auch angehöre, und es wird vom Einzelhandelsverband Bayern (dem ich ebenfalls angehöre) ebenfalls sehr intensiv begleitet.

Daher schreibe ich hier meine persönlichen Gedanken zu dem Fachmarktzentrum:

Alles ist eine „Was wäre wenn“-Debatte, die ein fiktives Szenario zur Frage stellt: Was wäre, wenn es in Geo gegenüber der Go-Kart-Bahn ein „Fachmarktzentrum“ quasi identisch wie in Volkach entstehen würde?Bisher sah der Flächennutzungsplans dort die letzten 40 Jahre eine Wohnbebauung vor. Auch die ist nie gekommen ist. Es ist also gut möglich, dass viele Flächen in 40 Jahren dort – trotz nun geändertem Flächennutzungsplan – immer noch Ackerland sein werden.
Für alle folgenden Argumente, Contra wie Pro gilt der beliebte Satz: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ (zugeschrieben Karl Valentin, Mark Twain, Winston Churchill, Niels Bohr, Kurt Tucholsky u. a.)

Es sind Gedankenspiele, wie es mit unserer schmucken Stadt weitergehen könnte.

Ich bin noch zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen, bin aber der Meinung, dass Verhinderungspolitik Gerolzhofen auch nicht weiterbringt.
Hier habe ich diverse Aspekte aufgelistet, die in meine Entscheidung einfließen. Falls ich Aspekte unberücksichtigt habe, mailt sie mir bitte an koch@kk-software.de, dann nehme ich sie hier auf.

Aspekt
Lage -> Ortsbild
Contra Fachmarktzentrum
• Das Ortsbild an der Stelle ist von Dingolshausen kommen sehr schön, man verschandelt sich die Ansicht.
Pro Fachmarktzentrum
• So schön ist die Schnellstraße auch nicht (aber in der Tat wird es mit einer Bebauung – welcher Art auch immer – nicht schöner).

Aspekt
Lage -> Da müsste doch ein Wohngebiet hinkommen
Fakt
• Aufgrund der Emissionen von der Schnellstraße und Go-Kart-Bahn wären die Immissionen zu hoch für ein Wohnbaugebiet. In die Ecke kann de facto nur Gewerbe oder Landwirtschaft ausgeübt werden. Eine neue Wohnbebauung müsste gewisse Abstandsflächen zur Schnellstraße und Go-Kart-Bahn einhalten.

Aspekt
Lage -> andere Stelle
Contra Fachmarktzentrum
• Warum eine neue Ecke aufmachen? Warum nicht in den Norden („Döpfner, Hiestand“), Nordosten („Aldi“) oder Westen („Perner“)
Pro Fachmarktzentrum
• Bisher war es quasi unmöglich, an anderen Stellen an Grundstücke zu ortsüblichen Preisen zu kommen -> nur im Osten besteht die Möglichkeit, überhaupt an Grundstücke zu kommen.
• Unternehmer/Investoren wollen die verkehrsgünstige Lage (direkt an der Ausfahrt, Verkehr vom Steigerwald auf die Schnellstraße nach Schweinfurt) abgreifen.
• Stärkung des Geomaris -> attraktive Verbindung der Achse Ortseingang-Geomaris-Innenstadt
• Gerade die Achse Dingolshausen-Michelau-Geusfeld-Untersteinbach-Steigerwald kann hier vor der Schnellstraßenauffahrt „abgefangen“ werden und ein Teil der Kaufkraft nach Gerolzhofen statt nach Schweinfurt umgeleitet werden.

Aspekt
Lage -> Stärkung der Innenstadt
Contra Fachmarktzentrum
• Wir müssen die Innenstadt stärken.
Pro Fachmarktzentrum
• Wir stärken die Innenstadt! U.a. durch Ausbau Marktstraße, Unterstützung bei der Vermietung von Objekten, Festangestellte Stadtteilmanagerin, Aktionen und finanzielle Unterstützungen im Programm „Soziale Stadt“, Unterstützung bei Außenbestuhlung, kurze Parkzeiten für hohe Frequenz in Geschäften, Kooperation mit gerolzhofenAKTIV usw.
• Das wird ja nicht aufhören, die Innenstadt wird immer Kern unserer Entwicklungen sein.
• Und für eine neue Zielgruppe (die sonst nach Schweinfurt oder Volkach fährt), wird außen ein zusätzliches Angebot geschaffen.

Aspekt
Warum werden fremde anonyme Ketten unterstützt?
Contra Fachmarktzentrum
Die Fachhändler in der Innenstadt sind Gerolzhöfer, die hier das Stadtbild prägen, die Gerolzhofen lebenswert machen, die hier ihre Steuern zahlen, die unsere Gerolzhöfer Vereine unterstützen. Warum stößt man sie vor den Kopf? (Anmerkung: Das halte ich persönlich für das stärkste Argument gegen ein Fachmarktzentrum.)
Pro Fachmarktzentrum
• Das Land gehört Gerolzhöfern, diese haben es in der Hand, wem sie es verkaufen.
• Auch die Ketten zahlen über Umlageverfahren Gewerbesteuer. Ebenso bekommt die Stadt einen Anteil an der Umsatzsteuer von dem Betrieb und der Lohnsteuer und Einkommensteuer, wenn die Angestellten in Gerolzhofen wohnen.
• Es wäre zu begrüßen, wenn keine fremden Ketten kommen, sondern Gerolzhöfer Unternehmen die Flächen im Fachmarktzentrum füllen. Auf der anderen Seite gibt es in manchen Bereichen auch quasi keine inhabergeführten Geschäfte mehr, z.B Drogerien. Hier hatten wir lange die Ketten Schlecker und Ihr Platz.

Aspekt
In der Vergangenheit wurden ähnliche Anfragen blockiert um die Innenstadt zu schützen. Wir haben heute tolle Geschäfte in der Innenstadt. Wie ist die Lage einzuschätzen?
Contra Fachmarktzentrum
• Möglicherweise haben wir diese tollen Geschäfte in der Innenstadt nur, weil der Stadtrat in der Vergangenheit die Innenstadt mit der Blockierung von Entwicklungen im Außenbereich geschützt hat.
Pro Fachmarktzentrum
• Wir haben jetzt im Außenbereich nichts einheitliches (Rewe, Norma und Edeka sind an 3 Standorten verteilt, wobei Rewe und Edeka an den Standorten für die Nahversorgung von Gerolzhofen bzw. Rügshofen sehr gut sind. Insbesondere der Tegut im Gerolzhöfer Süden darf als wichtiger Baustein der Nahversorgung nicht ungenannt bleiben). Der Bereich abseits von Marktplatz und Marktstraße hat eindeutig in den letzten Jahren gelitten, insbesondere in der Schuhstraße, Spitalstraße, Bahnhofstaße und Rügshöfer Straße. An schmerzhaften Verlusten sei zu nennen: 3 Supermärkte: Liebe, Kupsch, Delta, 2 Drogerien: Schlecker und Ihr Platz, 2 Haushaltswaren: Harter und Schuchbauer, 1 Fahrradfachgeschäft: 2-Rad-Haus Ortloff, ein Handarbeitsgeschäft, ein Bekleidungsgeschäft, eine Galerie, ein Geschenkeladen und mehr, sowie reine Standortverluste durch Umzüge (glücklicherweise blieben die Geschäfte erhalten).
• In der Bevölkerung sehen viele die Entwicklung von Einkaufsmöglichkeiten in Volkach, Wiesentheid und ziehen den Vergleich zu Gerolzhofen „hier passiert nichts“. Ein Fachmarktzentrum ist auch ein Zeichen von „in Gerolzhofen ist was los“.

Aspekt
Fachmarktzentrum oder Innenstadt
Contra Fachmarktzentrum
• Das Fachmarktzentrum zieht Frequenz von der Innenstadt ab. Wer da ein Paar Schuhe kauft, kauft sie nicht mehr in der Innenstadt und besucht dabei nicht mehr die Nachbargeschäfte und macht dort keinen Spontankauf mehr.
Pro Fachmarktzentrum
• Umgedreht bringt ein Zentrum neue Besucher nach Gerolzhofen, die sonst gar nicht nach Gerolzhofen gekommen wären.

Aspekt
Ungleicher Kampf
Fakt
• Alle Reden davon, die Innenstädte zu schützen, Würzburg rühmt sich gar damit, kein ECE („Stadtgalerie“) zugelassen zu haben. Aber wenn man sich die Entwicklung der großen Städte in der Umgebung anschaut, sieht man, dass sie im Außenbereich ungehemmt Handelsansiedlungen zulassen (forcieren?), während man von den kleinen Kommunen erwartet, dass sie sich nicht weiterentwickeln.
Als Beispiel sei nur Würzburg in Richtung Estenfeld genannt. Erst die Baumärkte, dann ein IKEA, jetzt neben dem IKEA eine noch größere Fläche für weitere Fachmärkte. Warum dürfen sich die Großen grenzenlos im Außenbereich entwickeln und den kleinen Kommunen die Frequenz wegnehmen?

Aspekt
Die Flächenrentabilität sinkt
Contra Fachmarktzentrum
• Wenn mehr Fläche auf den Markt kommt, sinkt der Umsatz pro Fläche.
• Unternehmen (in der Innenstadt), die ihre Fläche nicht erweitern können, sind im Nachteil.
Pro Fachmarktzentrum
• Schlechte Kennzahl, da der Trend zu großzügigeren Geschäften und mehr Einkaufserlebnis übergeht, die den gleichen Umsatz auf größerer Fläche machen. Natürlich sinkt dabei die Flächenrentabilität, aber der eigentliche Geschäftserfolg bleibt der gleiche.

Aspekt
Die Interessenten sollen in die Innenstadt kommen
Contra Fachmarktzentrum
• Wenn eine Kette nach Gerolzhofen kommen will, soll sie in die Innenstadt kommen, da haben wir Leerstände.
Pro Fachmarktzentrum
• Das wäre in der Tat die beste Lösung. Leider winkt da jeder Investor ab, und wir Konsumenten sind schuld: Jeder will mit dem Auto vors Geschäft fahren (man braucht heute 100+ Parkplätze vorm Geschäft) und jeder will viel Auswahl haben (man braucht heute 800+ m² Fläche im Geschäft). In der Innenstadt haben wir viele schöne kleine Geschäfte und die vielen Parkplätze sind einige Meter Fussweg entfernt.

Aspekt
Konkurrenz verdrängt oder belebt das Geschäft
Contra Fachmarktzentrum
• Konkurrenz von inhabergeführten Einzelhändlern gegen finanzstarke Ketten ist ein ungleicher Kampf und führt zu einem Verdrängungswettbewerb zu Gunsten der Großen.
Pro Fachmarktzentrum
• Sind die Kunden überhaupt die gleiche Zielgruppe? Wir haben sehr hochwertige Geschäfte mit hervorragender Beratung in der Innenstadt, während sich in Fachmarktzentren sehr günstige Ketten mit minimaler Beratung ansiedeln, die ganz andere Käuferkreise ansprechen. Konkurriert ein Fachmarktzentrum nicht viel eher mit den Discountern in Schweinfurt (das wäre dann gut für Gerolzhofen) anstatt mit den Händlern in der Innenstadt?
• Für Kunden kann es attraktiv sein, auch in Gerolzhofen eine Auswahl an ähnlichen Geschäften zu finden und vielleicht deshalb überhaupt erst nach Gerolzhofen zu kommen und am Ende in einem dieser Geschäfte sein Geld zu lassen, das sonst nach Schweinfurt gegangen wäre.
• Es gibt sowieso neue Konkurrenz, und darauf haben wir keinen Einfluss: Das Internet!
Einige (z.B. Computerhandel) haben das früher gespürt: im Geschäft „CIA“ ist ein Paketshop mit drin, und das I in CIA steht für Inspektion: im Name ist Service Programm. Aus meinem alten Unternehmen in letzten Jahrtausend „Arnulf Koch Computer“ (= reiner Handel) wurde K&K Software (= primär Dienstleistungen).
Andere Branchen (Kleidung, Schuhe) merken erst jetzt den Gegenwind aus dem Internet („Zalando“ und Co.), andere erst in Zukunft (Lebensmittel).
Vielleicht macht ein Fachmarktzentrum Gerolzhofen wieder ein Stück attraktiver und hilft gegen die Abwanderung der Kaufkraft ins Internet (vgl. die MainPost-Aktion „Lass den Klick in Deiner Stadt“ Link1, Link2)

Aspekt
Ausblick in die Zukunft – persönliches Fazit
Gedanken
• Alle Diskussionsteilnehmer (Stadtrat, gerolzhofenAKTIV, Unternehmer, Bürger) wollen nur das Beste für Gerolzhofen.
• Leider gibt es keine Garantie, weder dass die Annahmen PRO Fachmarktzentrum eintreten, noch die Annahmen CONTRA Fachmarktzentrum.
• Es gibt keine Garantie, dass eine weitere Protektion der Innenstadt uns vor weiteren Geschäftsschließungen in der Innenstadt schützt.
• So emotional das Thema für einige ist: ich würde es begrüßen, wenn die Gerolzhöfer Stadträte von Gerolzhöfern Unternehmern nicht persönlich beleidigt werden, wenn sie eine Abwägung der Argumente vornehmen und dann eben auch Argumente dabei sind, die für ein Fachmarktzentrum sprechen.

Die Entscheidung als Stadtrat ist sehr schwer:
• Es gibt seitens der Bürger viele Erwartungen für die Entwicklung und Attraktivität von Gerolzhofen im Ganzen -> im Innen- wie im Außenbereich.
• Es gibt seitens der inhabergeführten Einzelhändler zu Recht viele Bedenken für ihr eigenes wirtschaftliches Überleben, im Geld schwimmt leider kein Einzelhändler. Wir müssen um jeden froh sein, der sein Geschäft in Gerolzhofen betreibt und alles tun, um ihm bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
• Wir Stadträte müssen die Aspekte abwägen und dann die bestmögliche Entscheidung für Gerolzhofen treffen.
….wenn denn überhaupt jemals eine konkrete Anfrage kommen wird!

Interview Breitbandausbau

„ein mit Breitband-Internet unterversorgter Ort ist ähnlich unattraktiv, als gäbe es dort keinen Strom.“
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Ich habe Matthias Beck von der Main Post ein Interview zum Thema Breitbandausbau gegeben.
Das ganze Interview könnt Ihr nachlesen unter: mainpost.de/regional/schweinfurt/Breitband-gehoert-heute-zur-Grundversorgung;art769,8295994

Im Juli genehmigte die EU-Kommission das bereits im Januar von der Staatsregierung beschlossene Förderprogramm Bayerns für den Ausbau des schnellen Internets. Es beinhaltet eine Vereinfachung des Verfahrens und eine Erhöhung der Höchstfördersumme für die Kommunen im Vergleich zum davor bestehenden Förderprogramm. Gerolzhofen und die umliegenden Gemeinden nehmen an diesem erneuerten Programm teil oder leiten gerade die Schritte ein, um in das Programm zu gelangen. Das folgende Interview mit Stadtrat Arnulf Koch, einem der Vorsitzenden der K&K-Software AG, greift die Entwicklung zum Thema Breitband in der Region auf.

Frage: Das Internet dringt tief in nahezu alle Lebensbereiche ein. Welche Internetdienstleistungen könnten Verbraucher aufgrund einer niedrigen Übertragungsrate nur umständlich beziehungsweise eingeschränkt nutzen?
Arnulf Koch: Vor allem die jüngeren Nutzer erwarten schnelle Internetübertragungsraten, um an Social-Media-Kanälen teilzunehmen. Dabei steht insbesondere das Teilen eigener Inhalte wie Fotos und Videos im Vordergrund. Diese weisen sehr hohe Datenmengen auf und benötigen daher eine leistungsstarke Übertragungsrate. Weiterhin verschiebt sich der Bereich des Fernsehens zunehmend ins Internet, weshalb der Netzausbau gerade für das HD-Streaming notwendig ist. Zudem sind Cloud-Dienste wie Dropbox, mit denen man Daten im Internet aufbewahren und teilen kann, ein stark genutzter Trend.

Frage: Das derzeit laufende Förderprogramm richtet sich gleichermaßen an Haushalte und Unternehmen. Ursprünglich war es als Wirtschaftsförderprogramm gedacht. Wie wichtig ist eine schnelle Internetverbindung für die Entscheidung eines Unternehmens, einen bestimmten Wirtschaftsstandort zu favorisieren?
Koch: Unternehmen erwarten, schnelles Internet vorzufinden. Eine schnelle Übertragungsrate ist für die Standortwahl genauso wichtig wie eine günstige Lage oder eine gute Verkehrsanbindung. Im Geschäftsleben sind deutlich mehr Prozesse digitalisiert als früher. Die Palette reicht von der Anbindung von Heimarbeitsplätzen über die Kommunikation mit Kunden und Lieferanten bis hin zu Steuervoranmeldungen für das Finanzamt.

Frage: Welche Branchen kämen dafür in Frage?
Koch: Mittlerweile kommen dafür ausnahmslos alle Branchen in Frage: Vom kleinen Handwerksbetrieb bei dem sich der Inhaber nach Feierabend von zu Hause aus in den Firmenrechner einwählt, um Rechnungen zu schreiben, bis hin zu Großbetrieben, die rund um die Uhr ihren Service im Internet anbieten.

Frage: Inwieweit könnten Gerolzhofen und die umliegenden Gemeinden vom Breitbandausbau profitieren?
Koch: Der Breitbandausbau ist eine Voraussetzung dafür, um auf Augenhöhe mit größeren Städten agieren zu können. Bei der Standortauswahl ist ein mit Breitband unterversorgter Ort ähnlich unattraktiv, als gäbe es dort keinen Strom. Breitband gehört heute genauso zur Grundversorgung wie ein Strom-, Straßen-, oder Wasseranschluss.

Frage: Ist der Breitbandausbau auf dem Land lukrativ für die Netzbetreiber?
Koch: Vor der Privatisierung musste die Post jeden Haushalt anschließen. Heute erfolgt der Ausbau nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Schnelle Internetleitungen kommen heute zunächst dort in Frage, wo viele Menschen auf engem Raum leben. Mit der Verlegung eines einzigen Kabels in ein städtisches Hochhaus können mehr Kunden angebunden werden, als so mancher Ortsteil Einwohner hat. Daher sind viele Gemeinden in der misslichen Lage, entweder auf Breitband zu verzichten oder selbst die höheren Kosten für den Ausbau zu tragen. Dafür gibt es das Förderprogramm des Freistaats, das von diesen Kosten rund 80 Prozent übernimmt. Nur so können wir uns als Stadtrat Gerolzhofens den Breitbandausbau überhaupt leisten.

Frage: Vor welchen technischen Herausforderungen stehen die Netzbetreiber?
Koch: Zunächst muss eine Gemeinde mit Glasfaserleitungen angebunden werden. Dann müssen die einzelnen Verteilerkästen in den Ortschaften mit Glasfaserleitungen an den Hauptverteiler im Ort angebunden werden. Schließlich müssen die einzelnen Verteilerkästen auf die neue VDSL-Technik umgerüstet werden. Alle diese Bestandteile verursachen relativ hohe Kosten im Hinblick auf Streckenlänge, Tiefbaumaßnahmen und Hardware.

Frage: Das Förderprogramm fordert einen technologieunabhängigen Ausbau. Oft hört man allerdings, dass Glasfaser die Zukunft darstellt. Welche Stärken und Schwächen weisen die anderen Technologien auf?
Koch: Funklösungen stellen den kostengünstigsten Einstieg in Breitband dar, da die kostenintensive Erneuerung der Unterverteilung entfällt. Beispielsweise müssen keine Erdbauarbeiten zum Verlegen neuer Leitungen ausgeführt werden. Allerdings sind Funklösungen sehr störungsanfällig. Zudem bieten sie im Vergleich zu jeder Kabellösung nur sehr geringe Bandbreiten, da sich alle Teilnehmer in einer Funkzelle die Bandbreite von heute bis zu 50 Megabit pro Sekunde teilen müssen. Bei Kupferkabellösungen kann die vorhandene Infrastruktur der Hausanschlüsse ohne Aufrüstung genutzt werden. Dennoch sind die Bandbreiten begrenzt und abhängig von der Leitungslänge bis zum Verteilerkasten. Hier sind heute maximal 50 Megabit pro Sekunde verfügbar. Das hochwertigere Koaxialkabel der Kabelnetzbetreiber weist mit heute 100 Megabit pro Sekunde mehr Reserven auf als das Kupferkabel des Telefonanschlusses. Allerdings bieten die Kabelnetzbetreiber nur eingeschränkt nutzbare Firmentarife. Beispielsweise kann man keine feste IP-Adresse buchen.

Frage: Was sind dann die Vorteile von Glasfaser?
Koch: Glasfaser ist sehr unempfindlich gegenüber Störungen und bietet enorme Leistungsreserven. Die beste Lösung wäre Glasfaser bis ins Haus. Hierbei gibt es bereits Angebote von bis zu 1000 Megabit pro Sekunde. Eine einzelne Glasfaser kann problemlos 40 000 Megabit pro Sekunde übertragen und ist damit eine sehr zukunftsweisende Technologie. Diese Leistung erreicht sie auch über eine Reichweite von über 40 Kilometern, während die vorgenannten Lösungen nur Reichweiten von einigen 100 Metern aufweisen. Im Forschungsbereich liegt die Leistung einer einzelnen Glasfaser bei 84 000 000 Megabit.

Frage: Der derzeit in ländlichen Gebieten vorangetriebene Breitbandausbau sieht nur in Einzelfällen eine Verlegung von Glasfasern bis ins Haus vor. Die meisten Leitungen führen nur bis zu den örtlichen Kabelverzweigern. Ist ein vollständiger Ausbau zeitlich und finanziell absehbar?
Koch: Bei Kupferkabeln kann die vorhandene Infrastruktur mitgenutzt werden, insbesondere die einzelnen Leitungen vom Unterverteiler bis in jedes Haus. Bei Glasfaser muss jedes Kabel neu verlegt werden, was sehr hohe Tiefbaukosten nach sich ziehen würde. Weiterhin ist Glasfaserkabel in der Herstellung aufwändiger und teuerer als Kupferkabel. Daher werden zunächst nur die Verteilerkästen mit Glasfaser angebunden, um dort die notwendigen Übertragungsraten gewährleisten zu können. Die Anbindung ins Haus erfolgt über die vorhandenen Kupfertelefonleitungen. Ein vollständiger Ausbau von Glasfaser bis ins Haus ist auf dem Land aufgrund der höheren Kosten auch auf längere Zeit hin nicht absehbar, wäre aber natürlich wünschenswert.

Frage: Wenn die Glasfaserleitungen verlegt sind, wie wird sich ihrer Ansicht nach die DSL-Infrastruktur weiterentwickeln?
Koch: Nach Abschluss des Förderverfahrens sollen die Gerolzhöfer Haushalte flächendeckend mindestens 50 Megabit pro Sekunde Bandbreite erhalten. Im Bereich des Kabelnetzes sind jetzt schon 100 Megabit pro Sekunde möglich, was aus eigener Erfahrung sehr gut funktioniert. Auch weiterhin dürften sich die Bandbreiten in Gerolzhofen aufgrund der technischen Entwicklung steigern. Für das Jahr 2019 werden für das Kabelnetz in Bayern 600 bis 800 Megabit pro Sekunde versprochen. VDSL soll im gleichen Zeitraum auf 100 Megabit pro Sekunde ausgebaut werden. 

Begehung Glasfaserausbau

Unser Gerolzhöfer Stromversorger, die ÜZ Lülsfeld (Unterfränkische Überlandzentrale e.G.), investiert in ihren Glasfaserausbau und strebt eine Kooperation mit der Telekom an. In dem Zug habe ich die Streckenbegehung begleitet, an dem die Netze der Telekom mit der ÜZ verbunden werden sollen. Auch wenn primär die Umlandgemeinden davon profitieren werden, müsste auch „etwas Breitband“ für unser nördliches Gewerbegebiet Richtung Alitzheim abfallen.

Pizza Express

Eine junge Familie aus dem Kosovo arbeitet in Gerolzhofen, kauft eine alte ungenutzte Immobilie und eröffnet dort nebenberuflich einen Pizzalieferdienst.
Heute am 22.05.2014 haben sie ihn eröffnet und Bürgermeister, Stadträte, Wirtschaftsreferent und Rudi Kühl für gerolzhofenAKTIV waren zum Gratulieren da!
Probiert es aus: Pizza Express in der Rügshöfer Str. 22: 09382-3194222 (Di-So ab 17:00 bzw. 16:00 Uhr geöffnet).

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